# taz.de -- heute in hamburg: „Ich finde das Bauvorhaben total unpassend“ | |
Interview Katharina Gebauer | |
taz: Herr Bloem, ist das „Paulihaus“ ein Bauskandal oder kann es eine | |
Chance für den Stadtteil sein? | |
Mario Bloem: Das ist genau die Frage, über die wir diskutieren wollen. Der | |
Bezirk Mitte hat zu wenig mit den Betroffenen darüber debattiert. St. Pauli | |
hat eine starke Nachbarschaft, die aktiv darüber sprechen und auch | |
mitsprechen möchte, was Potenzial hat, den Stadtteil zu fördern. Das | |
geplante sechsstöckige „St. Pauli Haus“ soll direkt an der Kreuzung neben | |
der Rindermarkthalle gebaut werden. Es könnte Menschen vor Ort verdrängen | |
und dafür kommen dann Büros. Zudem lässt sich kritisch hinterfragen, warum | |
an diesen Standort ein Wirtschaftsförderungswall mit privaten Firmen hin | |
soll. Da muss man sich schon fragen: Passt das? Ist das für den Stadtteil | |
gut? | |
Und was sagen Sie? | |
Die Anwohner zeigen in erster Linie Widerstand und verlangen einen Raum für | |
eine Debatte, in der auch Befürworter zur Sprache kommen. Ein Bauvorhaben, | |
das die Menschen vor Ort immens beeinflusst, einfach umzusetzen, bringt | |
nichts. Es braucht Vorschläge, wie man das Ganze gestalten kann. Ich finde | |
das Bauvorhaben total unpassend, es passt nicht zum Standort. Ich sehe den | |
inhaltlichen Mehrwert nicht und das undurchsichtige und intransparente | |
Vorgehen ist eine Störung. Nur weil es das „St. Pauli Haus“ heißt, sollte | |
man nicht zögern sich zu fragen, was es mit dem Stadtteil eigentlich zu tun | |
hat. Deshalb haben wir den Begriff „Kieztrojaner“ eingeführt, weil | |
inhaltlich bisher nur bedingt informiert wurde. | |
Was erhoffen Sie sich von der Diskussion? | |
Da wir gar nicht genau wissen, was die Vorteile sein könnten, wollen wir | |
diese selber hören und uns Argumente anhören. Dieser Austausch ist meiner | |
Meinung nach wichtig für einen politisch sauberen Prozess des | |
Mitspracherechts. Das Baukonsortium, die Politik, aber eben auch die | |
Anwohner und Betroffenen sollen ihre Meinungen äußern können. Das bisherige | |
Vorgehen ist ungeschickt und absurd. | |
Wird das am Bauvorhaben selbst etwas ändern? | |
Ein naheliegendes Beispiel ist die Rindermarkthalle: Durch das | |
St.-Pauli-Musical-Projekt war diese gefährdet, im Ausschreibungswettbewerb | |
ging es um den Abriss der Halle, ohne vorher darüber mit den Menschen im | |
Stadtteil zu sprechen. Deshalb bekam es den starken Widerstand der | |
Quartiere zu spüren. | |
14 Nov 2019 | |
## AUTOREN | |
Katharina Gebauer | |
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