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# taz.de -- „Oskar“ endgültig in der Mülltonne
> Investor URW wollte in Osnabrück eine Mall bauen. Nun zieht er zurück und
> bringt Politiker gegen sich auf
Von Anne Reinert
„Neugierig?“ So wirbt der Shoppingcenter-Betreiber Unibail Rodamco
Westfield (URW) an den Wänden des ehemaligen Wöhrl-Kaufhauses am
Osnabrücker Neumarkt für das Einkaufszentrum „Oskar“. Seit Jahren soll es
gebaut werden. Seit ebenso langer Zeit passiert nichts, und das „Neu“ hat
inzwischen jemand mit „Nur“ überklebt. „Nur gierig?“ Ist das Verhalten…
URW in der Tat: Die angekündigte Mall will das Unternehmen nicht mehr
bauen. Dafür ist es jetzt bereit, das Grundstück an die Stadt zu verkaufen
– für 40 Millionen Euro statt zum geschätzten Marktwert von 20 Millionen
Euro.
Bekannt wurde das durch einen Bericht in der Neuen Osnabrücker Zeitung, die
den für Deutschland zuständigen Hauptgeschäftsführer Andreas Hohlmann
zitiert: Kaufe die Stadt das Grundstück nicht, würde möglicherweise
weiterhin nichts auf dem Grundstück passieren, heißt es dort weiter – und
das für bis zu zehn Jahre.
Osnabrücker Politikern platzt nun der Kragen. Entschlossen kündigen die
Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates in einer gemeinsamen Erklärung an:
„Wir werden uns nicht erpressen lassen und alles unternehmen, um die hohen
Preisvorstellungen von CEO Andreas Hohlmann zu stoppen.“
URW will zu dem Protest der Politiker nichts sagen: „Wir sagen gar nichts“,
erklärt Unternehmenssprecher Julian Kalcher. Und: „Wir können nicht jede
Einzelmeldung kommentieren.“ Stattdessen spielt das Unternehmen auf Zeit.
Zwar hat es im Juni verkündet, „Oskar“ nicht bauen zu wollen, da die
Baupreise zu hoch seien, den Bauantrag hat es aber nicht zurückgezogen und
hält sich so alle Türen offen.
Darin sieht Reinhart Richter ein „Kompetenzdefizit“ von Hohlmann. Der
Kulturberater hat vor zwei Jahren eine Konzeptgruppe ins Leben gerufen, die
einen eigenen Bebauungsplan für den Neumarkt entworfen hat, ein
Mischkonzept aus Wohnen, Einzelhandel, Kultur und Bildung.
Richter hat einen Brief an URW-Hauptgeschäftsführer Christophe Cuvillier in
Paris aufgesetzt, in dem er fordert, Hohlmann von seinem Amt zu entbinden.
„Seine Aussagen machen ein gefährliches ökonomisches, politisches und
soziales Kompetenzdefizit deutlich“, schreibt Richter. Das ökonomische
Defizit sei daran zu erkennen, dass Hohlmann dem Einkaufszentrum keine
endgültig Absage erteile, obwohl es sich nicht mehr lohnen würde.
Auch die Osnabrücker Politik setzt inzwischen auf ein Mischkonzept. Ob es
sich realisieren lässt, hängt davon ab, wie „nur gierig“ URW bleibt.
1 Oct 2019
## AUTOREN
Anne Reinert
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