# taz.de -- Erneuerbar ist nicht gleich öko | |
Wasserkraft gilt als ökologisch, weil sie, einmal gebaut, nahezu | |
emissionsfreien Strom liefert. Doch ihr Preis ist die Zerstörung ganzer | |
Flussökosysteme – und diese erneuern sich nicht. Die Folge ist der Verlust | |
natürlicher Lebensräume für zahlreiche, oft bedrohte Arten. Egal ob Lauf- | |
oder Speicherkraftwerk: Querbauwerke unterbrechen den natürlichen | |
Flusslauf. Oberhalb des Wehrs bilden sie einen Wasserstau, der nicht nur | |
die Fließgeschwindigkeit verändert, sondern auch den Sauerstoff- und | |
Nährstoffgehalt des Wassers sowie die Temperatur. An kühle, | |
sauerstoffreiche Flüsse angepasste Arten stellen sich nicht einfach auf die | |
Bedingungen eines Stausees um, sondern verlieren ihren Lebensraum, so wie | |
etwa Schnecken, die im Sand der Vjosa täglich Abertausende Liter Wasser | |
filtern. | |
Stauwerke versperren wandernden Arten wie der Forelle oder dem Aal die | |
Rückkehr in ihre Laichgewässer. Fischtreppen funktionieren oft nicht, weder | |
im Auf- noch im Aufstieg, weil die Fische den „Abzweig nach oben“ nicht | |
finden oder sie stromabwärts von der Strömung in die Turbinen gezogen | |
werden. | |
Querbauwerke blockieren auch den Transport des Geschiebes, wo sich das | |
eigentliche Leben im Fluss abspielt. Durch den Rückhalt werden Millionen | |
Tonnen an Sedimenten nicht mehr über die Flussmündungen ins Meer gespült. | |
So werden die Strände vom Meer weggenagt, weil der Nachschub fehlt. | |
In Stauseen kann sich durch das unter Wasser verrottende organische | |
Material das extrem klimaschädliche Methangas bilden. | |
Gerade Klein- und Kleinstanlagen, oft mit einer Leistung von weniger als | |
zehn Megawatt, richten überproportional viel Schaden an, weil ihre geringe | |
Leistung in keinem Verhältnis zur Zerstörung steht, die sie anrichten. | |
Margarete Moulin | |
23 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Margarete Moulin | |
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