# taz.de -- taz🐾thema: Windige Bilanz | |
> Fair gehandelter Bio-Kaffee, der mit einem Segelschiff übe die Weltmeere | |
> transportiert wird: Das klingt zwar gut, hat allerdings auch einige | |
> Schattenseiten | |
Für 2,2 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ist der internationale | |
Seeverkehr verantwortlich. Das Bundesministerium für Umwelt verweist jedoch | |
auf Studien, wonach dieser Anteil bis zum Jahr 2050 auf 4 bis 15 Prozent | |
steigen könnte. In Zukunft sind also umweltfreundlichere Frachtschiffe | |
gefragt, die beispielsweise mit Rotorsegeln vorangetrieben werden (siehe | |
taz vom 28. 8. 19). | |
Die Mitglieder der „Sail Cargo Alliance“ setzen auf Altbewährtes: den | |
Transport von Waren mit Segelschiffen. Eine Gruppe baut eine Schonerbrigg | |
auf Sizilien um, die bald als „SV Brigantes“ Waren aus der Karibik nach | |
Europa bringen soll. Ein weiteres Schiff der Allianz ist die „Avontuur“ des | |
Kapitäns Cornelius Bockermann. Im Juni legte sie im Hamburger Hafen an. Zu | |
ihrer Fracht gehörte Kaffee aus Nicaragua für die Fair-Trade-Organisation | |
„El Puente“. Freiwillige Helfer löschten die Ladung, die Kaffeebohnen | |
gingen in die Rösterei eines Familienbetriebs. Der „gesegelte Bio-Kaffee“ | |
heißt „Kaffee Ahoi“. Schöner oder „ökofairer“ kann Fairer Handel nic… | |
sein, wäre da nicht das Geschäftsmodell des „Avontuur“-Eigners. | |
Nach Recherchen von boerse.ard.de hat Bockermann Investoren sein | |
Unternehmen Timbercoast als Projekt in der Abenteuer- und | |
Ökotourismusbranche verkauft: Geld lässt sich nicht mit fair gehandelter | |
Fracht, sondern mit „shipmates“ machen – zehn Mitseglern, die zusammen mit | |
der sechsköpfigen Crew an Bord arbeiten und dafür auch noch bezahlen. | |
Mindestens zwei Wochen verbringen sie auf der „Avontuur“, sie können in | |
verschiedenen Häfen zusteigen. Bei der letzten Reise war das in La Ceiba in | |
Honduras möglich. Von hier aus ging es in angepeilten 14 Tagen über Mexiko | |
nach Kuba, zum Preis von über 200 Euro pro Tag. Auf der Website von | |
Timbercoast berichten deutsche Shipmates von ihren Reisen. Antje zum | |
Beispiel fuhr vom mexikanischen Vera Cruz ins kanadische Halifax mit – von | |
Flugreisen für die An- und Abreise ist nicht die Rede. | |
Auf ihrer Fahrt nimmt die „Avontuur“ außer sogenannter Payload auch Waren | |
an Bord, die Timbercoast online als gesegelte Produkte verkauft. Bio-Honig | |
von den Azoren etwa, 300 Gramm für 9 Euro, oder Meersalz von La Palma, 200 | |
Gramm für ebenfalls 9 Euro. „Unsere gesamte Produktlinie ist darauf | |
ausgerichtet, eine saubere Zukunft des Seetransportes zu fördern“, preist | |
Timbercoast seine „Mission Zero“ an. Die C02-Emissionen der Shipmates sind | |
offenbar nicht mitgerechnet. | |
Carola Rönneburg | |
14 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Carola Rönneburg | |
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