# taz.de -- heute in bremen: „Manchmal benötigen sie Abstand“ | |
> Die Innere Mission eröffnet in Blumenthal eine neue intensiv-pädagogische | |
> Einrichtung für straffällige Jugendliche | |
Interview Florian Fabozzi | |
taz: Frau Kähler, an welche Jugendliche richtet sich der Sattelhof als | |
intensivpädagogische Einrichtung? | |
Katharina Kähler: Sie ist für straffällig gewordene Jugendliche gedacht, | |
die eine Intensivbetreuung benötigen und dient der Vermeidung der | |
Untersuchungshaft. Durch unsere Betreuung sollen sie sich wieder positive | |
Lebenschancen erarbeiten. | |
Handelt es sich um eine geschlossene Einrichtung? | |
Nein, wir haben uns bewusst dafür entschieden, als Träger nur für eine | |
offene Einrichtung zur Verfügung zu stehen. Das ist auch der Auftrag der | |
Politik gewesen. | |
Wie viel Freiraum haben die Jugendlichen? | |
Es gibt klare Regeln, die unumstößlich sind. Wenn die Jugendlichen den | |
Sattelhof für Termine verlassen wollen, müssen sie das anmelden. Zu welchen | |
Anlässen sie das Gelände verlassen dürfen, wird individuell abgesprochen. | |
Wir müssen auch die gerichtlichen Auflagen berücksichtigen. Es muss | |
gegebenenfalls dokumentiert werden, wann die Jugendlichen sich wo | |
aufhalten. | |
Wie sieht es mit dem Kontakt zu Verwandten aus? | |
Auch da gibt es Regeln. Für unsere fachliche Arbeit ist es störend, wenn | |
Verwandte plötzlich unangemeldet erscheinen. Wir wollen Jugendliche nicht | |
von ihren Eltern fernhalten, aber manchmal benötigen sie Abstand zum | |
früheren Lebensumfeld. | |
Wie sieht das Konzept konkret aus? | |
Es gibt verschiedene Betreuungsphasen, die die Jugendlichen durchleben – | |
das Ankommen, die Orientierung und die Stabilisierung. Gerade zu Beginn ist | |
die psychologische und pädagogische Betreuung sehr engmaschig und die | |
Jugendlichen haben nur wenig Entscheidungsfreiheiten. Wenn sie sich | |
zuverlässig und vertrauenswürdig verhalten, vergrößern wir ihren | |
Handlungsraum. | |
Worin besteht der Alltag der Jugendlichen? | |
Es gibt einige feste Strukturen. Zur fachlichen Betreuung gehören | |
psychologische Beratungsgespräche, pädagogische Gruppenarbeiten und | |
Tagesreflexionsgruppen. Dazu kommen Gemeinschaftsdienste, mit denen die | |
Jugendlichen Verantwortung übernehmen. Hierzu gehören hauswirtschaftliche | |
Tätigkeiten, Putzdienste und die Erledigung von Einkäufen. Geplant sind | |
jedoch auch Beschäftigungsangebote. Gerade Sport kann helfen, | |
Entlastungsstrategien zu entwickeln und Druck abzubauen. Auch Kunstangebote | |
wird es geben. | |
Welche Perspektiven haben die Jugendlichen nach der Intensivbetreuung? | |
Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es ist unsere Aufgabe, gemeinsam | |
mit den Jugendlichen, ihren Erziehungsberechtigten und dem Jugendamt die | |
richtige Anschlussmaßnahme zu finden. | |
13 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Florian Fabozzi | |
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