# taz.de -- heute in hamburg: „Es werden tierlose Betriebe entstehen“ | |
Interview Inga Kemper | |
taz: Frau Heiligtag, wie würde eine Welt ohne Schlachthöfe aussehen? | |
Sarah Heiligtag: Ich halte ja heute einen Vortrag darüber, wie wir | |
angefangen haben, einen veganen Hof aufzubauen und wie sich daraufhin viele | |
Bauern aus der Milchindustrie, der Schweine- oder Hühnerproduktion gemeldet | |
haben und gesagt haben: Ihr bietet mir eine Alternative, die ich schon seit | |
Jahren suche. Ich möchte das, was ich täglich machen muss, den Tieren nicht | |
mehr antun. | |
Gäbe es denn dann noch Tiere wie Schweine, Kühe oder Hühner? | |
Ich rede von der jetzigen Zeit als Übergangsphase, in der wir noch Tiere | |
aus miserablen Bedingungen retten können und die auf solche veganen Höfe | |
ziehen. Es gibt dann eine schöne Art des Zusammenlebens: Wie Hunde und | |
Katzen kann man auch andere Tiere als Mitbewohner haben. Es werden aber | |
viel weniger und es werden viele tierlose Betriebe entstehen oder sind | |
schon entstanden. | |
Wie kann vegane Landwirtschaft zu einer Option für Bauern und Bäuerinnen | |
werden? | |
Das ist die einzige Option, die wir haben werden. Wir werden einfach das | |
auf den Feldern anbauen, was wir Menschen und vielleicht unsere Tierfreunde | |
essen und müssen nicht mehr den Umweg über die Mast machen, wofür viele | |
Felder besetzt werden. Damit haben wir viel mehr landwirtschaftliche | |
Fläche, können mehr Menschen ernähren und haben weniger ökologische | |
Schäden. | |
Wie wichtig sind Gefühle im Umgang mit Tieren? | |
Die sind wichtig, weil Mensch und Tier Gefühle haben. Für viele Menschen | |
ist ja der Hund der beste Freund. Genauso kann man auch zu Schweinen, die | |
noch intelligenter sind, schnell eine emotionale Bindung aufbauen. Das sehe | |
ich auch bei den Bauern, die sich eigentlich wegen der Gefühle an uns | |
wenden, die sie haben, aber nicht zulassen können, weil sie die Tiere | |
umbringen müssen. | |
Werden Tiere durch diese Haltung nicht vermenschlicht? | |
Das tun wir zu 0,0 Prozent. Es geht darum, den Bedürfnissen der | |
spezifischen Tiere und Menschen gerecht zu werden. Dass das Schwein nicht | |
im Auto mitfährt, weil mein Sohn das auch mag, ist klar. Ich versuche zu | |
verstehen, was Tobi das Schwein braucht. Einige Bedürfnisse haben natürlich | |
alle Schweine. In den Basisbedürfnissen sind wir aber alle gleich, egal ob | |
Huhn, Mensch oder Schwein: Wir wollen alle leben, essen, spielen, | |
Begegnungen haben, die Sonne sehen und das Wetter fühlen. | |
12 Sep 2019 | |
## AUTOREN | |
Inga Kemper | |
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