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# taz.de -- unter leuten8,7 Millionen Menschen lebenin Brandenburg, Thüringen …
Es ist ja auch verwirrend: Internet der Dinge, 5G, KI, Industrie 4.0, Block
Chain – oft werde mit solchen modern anmutenden Begriffen um sich geworfen,
ohne dass verstanden wird, was sich dahinter verbirgt, sagt Daniel Gerber.
„Mit diesen Buzzwörten kann man Bingo spielen.“ Und obwohl mit „Buzzword…
schlicht: Schlagwort, wohl auch nicht jedermann was anfangen kann, ist
Gerber zweifellos jemand, dem zuzutrauen ist, die Digitalisierung
verständlich zu machen.
Gerber, 33, promovierter Informatiker aus Leipzig, steht auf Platz 10 der
Landesliste der Grünen in Sachsen. Das dürfte für den Einzug in den Landtag
reichen. Gerber ist bei den Grünen der Mann fürs Digitale. Und den braucht
die Partei in einem Land, wo es mit „Silicon Saxony“ („Silizium-Sachsen�…
den größten Halbleiter-Branchenverband Europas gibt. Allein 300
Mitgliedsfirmen mit fast 40.000 Beschäftigten sind im Raum
Dresden/Freiberg/Chemnitz angesiedelt. Das sind mindestens viermal so
viele, wie es Braunkohlearbeiter in der Lausitz gibt.
Gerber stammt aus Chemnitz, das damals noch Karl-Marx-Stadt hieß. Von der
DDR hat er nicht viel mitbekommen, seine Jugend verbrachte er im Erzgebirge
in Bad Schlema, wo ihm Nazis öfter mal den Rückweg vom Skatepark
abschnitten, wie er sagt. 2004 zog Gerber für sein Informatikstudium nach
Leipzig, heute ist er technischer Direktor bei einem Berliner
Softwareunternehmen. Das analysiert Straßen- und Schienennetzen – etwa
darauf, ob die Verteilung von Haltestellen im ÖPNV optimiert werden kann.
Politisch interessiert war Gerber immer, aber der Erfolg der Rechten in
Europa, Trump und der Brexit bewogen ihn dazu, jetzt selbst aktiv zu
werden. Seine Heldinnen sind Greta Thunberg, die demokratische Senatorin
Alexandria Ocasio-Cortez aus den USA und die „Sea Watch“-Kapitänin Carola
Rakete: Menschen, die für ihre Überzeugung kämpfen und bereit sind,
persönliche Opfer zu erbringen.
Das Digitale und das Ökologische will er miteinander in Einklang bringen.
Denn noch folge die Digitalisierung oft demselben Paradigma wie der
Kapitalismus insgesamt: Höher, schneller, weiter. „Digital first, Bedenken
second“, sagt Gerber dazu. Er will den digitalen Wandel einhegen,
nachhaltig machen. Ansonsten könne die neue Technik nicht nur
Sicherheitsrisiken und Datenschutzprobleme mit sich bringen, sondern auch
zum Brandbeschleuniger für die Klimakrise werden: Wenn die Anzahl an
Kühlschränken, Kaffeemaschinen und ähnliche Geräten mit Internetverbindung
ansteigt und der Stromverbrauch größer wird. Oder wenn die Leute mit ihren
vermeintlich umweltfreundlicheren Elektrofahrzeugen mehr herumfahren als
vorher.
„So viel Digitalisierung wie nötig, so wenig wie möglich“, das ist Gerbers
Antwort. Sie soll helfen, „schlussendlich weniger Energie zu verbrauchen,
den Stromverbrauch zu minimieren und das ständige Wachstum in einem
endlichen Ökosystem zu überwinden“. Mit Algorithmen will er die
Klimakatastrophe bekämpfen. Doch damit ist es nicht getan, das weiß auch
Gerber: „Es müssten doch jetzt alle mal verstanden haben, dass wir nicht
immer weiter wachsen können.“ Und was heißt das dann genau für Sachsen?
Wenn es nach Gerber geht: Im Netz „Mobilitätsanbieter kombinieren“ – ein
Ticket von Leipzig nach Bad Schlema, das das Leihfahrrad zum Bahnhof, die
Bahn nach Bad Schlema und das Taxi zum Haus seiner Eltern beinhaltet. „Dann
braucht man nämlich kein eigenes Auto mehr.“ Julia Elise Schmidt
22 Aug 2019
## AUTOREN
Julia Elise Schmidt
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