# taz.de -- Malta lässt von der „Ocean Viking“ Gerettete nach 2 Wochen an … | |
Von David Rutschmann | |
Die 356 aus Seenot geretteten Menschen an Bord der „Ocean Viking“ dürfen in | |
Malta an Land gehen. Das hat der maltesische Premierminister Joseph Muscat | |
am Freitag auf Twitter mitgeteilt. Das maltesische Militär wird die | |
Personen demnach vom Schiff abholen und an Land bringen. KeineR der | |
MigrantInnen wird aber auf Malta bleiben. Laut Muscat haben sich | |
Deutschland, Frankreich, Irland, Portugal, Rumänien und Luxemburg zur | |
Aufnahme der Menschen bereit erklärt. | |
Das Rettungsschiff „Ocean Viking“ war zwei Wochen auf dem Mittelmeer | |
unterwegs und hat in vier Rettungsaktionen insgesamt 356 Menschen aus | |
Seenot gerettet. An Bord befinden sich zudem 13 MitarbeiterInnen der | |
Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée sowie 9 medizinische | |
Einsatzkräfte von Ärzte ohne Grenzen. Die beiden Organisationen charterten | |
das Schiff. | |
Bei einer Pressekonferenz von Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditarrenée am | |
Freitag in Berlin wurden die Zustände auf der „Ocean Viking“ geschildert. | |
Das Schiff ist auf die Unterbringung von 200 Personen ausgelegt, | |
mittlerweile müssten die Menschen an Deck schlafen. Bei dem Termin wollten | |
die HelferInnen eigentlich ausführlich darlegen, warum die „Ocean Viking“ | |
dringend einen sicheren Hafen braucht. Die Nachricht von der Bereitschaft | |
Maltas, die Menschen an Land zu lassen, wurde überraschend währendder | |
Pressekonferenz publik. | |
„Wir sind erleichtert, dass die lange Tortur für die 356 Menschen bei uns | |
an Bord nun endlich vorbei ist“, sagte Jay Berger, Einsatzleiter von Ärzte | |
ohne Grenzen. „Doch war es nötig, ihnen zwei Wochen quälenden Wartens | |
zuzumuten?“ Auch nachdem bekannt wurde, dass Malta die „Ocean Viking“ | |
anlegen lassen wird, kritisierten die SeenotretterInnen ein „systematisches | |
Versagen der europäischen Staaten im Mittelmeer“ scharf. Italien zum | |
Beispiel hatte auf die Anfragen des Seenotrettungsschiffs „Ocean Viking“ | |
nicht reagiert. „Das führt nur dazu, dass mehr Menschen sterben müssen“, | |
sagte Sam Turner, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Tripolis. | |
Florian Westphal, Geschäftsführer der Hilfsorganisation, hob hervor, dass | |
die „Situation so nicht hinnehmbar sei, dass bei jedem Seenotrettungsschiff | |
neu diskutiert werden muss“. Die Lage sei ähnlich absurd, wie wenn in | |
Deutschland bei jedem Verkehrsopfer darüber beraten werden müsste, in | |
welches Krankenhaus dieses gebracht werden soll. „Damit darf keine | |
europäische Regierung durchkommen, und das darf nicht zur Normalität | |
werden.“ Ärzte ohne Grenzen bekräftigte die Forderung nach einer | |
proaktiven Seenotrettung durch die EU, der Beendigung der | |
Zwangsrückführungen nach Libyen und einem Stopp der Strafmaßnahmen gegen | |
NGOs, die sich an der Seenotrettung beteiligen. | |
Da derzeit kein weiteres Seenotrettungsschiff auf dem Mittelmeer verkehrt, | |
wird die „Ocean Viking“ umgehend wieder in See stechen. „Wir werden einen | |
Hafen anlaufen, um aufzutanken, Güter zu laden und die Crew zu wechseln“, | |
sagte Einsatzleiter Jay Berger. „Solange Menschen weiter aus Libyen fliehen | |
und ertrinken, werden wir uns dafür einsetzen, Leben auf See zu retten.“ | |
24 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
David Rutschmann | |
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