# taz.de -- „Ich wurde ausspioniert“ | |
> Die Grüne Margarete Bause kritisiert die Menschenrechtslage in China. | |
> Dessen Regierung will dem Digitalausschuss des Bundestags nun die | |
> Einreise verweigern – weil Bause auf der Delegationsliste steht | |
Interview David Rutschmann | |
taz: Frau Bause, die chinesische Regierung will den Digitalausschuss des | |
Deutschen Bundestags nicht einreisen lassen, solange Sie dabei sind. Wieso | |
nicht? | |
Margarete Bause: Bisher gibt es keine offizielle Darstellung, nur mehrere | |
Anrufe beim Ausschusssekretariat. Zunächst wurde beanstandet, dass ich kein | |
reguläres Mitglied des Digitalausschusses sei. Es ist allerdings bei allen | |
Fraktionen üblich, dass diese selbst bestimmen können, wer an einer | |
Delegationsreise teilnimmt. Ich wurde von meiner Fraktion für den Zeitraum | |
der Reise als Vollmitglied des Ausschusses benannt. Das wurde gegenüber der | |
chinesischen Seite auch klargestellt. Es kam keine weitere Begründung, nur | |
die klare Ansage: Ich werde von der Delegationsliste entfernt, andernfalls | |
darf der Ausschuss nicht einreisen. | |
Wieso will man Sie nicht einreisen lassen? | |
Vermutlich stört Peking mein eindeutiges Engagement für Menschenrechte und | |
Uiguren, einer unterdrückten muslimischen Volksgruppe in China. Im November | |
haben wir Grüne im Bundestag eine Debatte über die massiven | |
Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren in der Provinz Xinjiang | |
initiiert. VertreterInnen der chinesischen Botschaft riefen bei mir an, um | |
den Antrag zu verhindern. Nach der Debatte wurde dem Bundestag vorgeworfen, | |
sich in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen. | |
Ist die Reise nun abgesagt? | |
Nein. Ich habe an den Ausschussvorsitzenden geschrieben, dass es keine | |
Veranlassung für mich und meine Fraktion gibt zurückzuziehen. Wir planen | |
nun weiter wie gehabt, zu reisen. | |
Aber China wird Sie nicht ins Land lassen. | |
Das werden wir sehen. Die grundsätzliche Frage ist aber, ob der Bundestag | |
sich solche Erpressungsversuche gefallen lässt. Wir können nicht die | |
Menschenrechte hochhalten, aber dann hinnehmen, dass deutsche Abgeordnete | |
nicht ins Ausland reisen dürfen. | |
Der chinesischen Regierung sind Sie schon länger ein Dorn im Auge. | |
Meine erste Erfahrung mit der Regierung hatte ich, als ich noch im | |
Bayerischen Landtag war. Der chinesische Generalkonsul kam in mein Büro in | |
München, weil ich zum Weltkongress der Uiguren eingeladen worden war. Er | |
forderte mich auf, dieser Veranstaltung fernzubleiben. Ich habe ihn | |
gefragt, woher er von der Einladung wisse, und er antwortete: „Wir haben | |
unsere eigenen Informationskanäle.“ Da war ich schon ziemlich baff – ich | |
wurde also ausspioniert und unter Druck gesetzt. | |
Wie haben Sie reagiert? | |
Ich habe Anzeige wegen des Verdachts auf geheimdienstliche Tätigkeit | |
erstattet. Allerdings bewirkte der chinesische Generalkonsul das genaue | |
Gegenteil dessen, was er erreichen wollte: Ich begann, mich mit dem | |
Schicksal der UigurInnen in China auseinanderzusetzen. Seitdem setze ich | |
mich für deren Rechte ein. | |
Sie selbst waren erst ein Mal in China. | |
Ich hatte 2014 die Möglichkeit, den Künstler Ai Weiwei zu treffen, der | |
seinerzeit unter Hausarrest stand. Ich habe ihn gefragt, ob es überhaupt | |
etwas bringt, wenn VertreterInnen westlicher Demokratien gegenüber der | |
Kommunistischen Partei die Menschenrechtslage anprangern. Seine Antwort: | |
Das sei die einzige Hoffnung, die MenschenrechtlerInnen in China haben – im | |
Ausland wahrgenommen zu werden. Das hat mich bestärkt. | |
6 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
David Rutschmann | |
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