# taz.de -- Ein Leipziger Star | |
> Kabarettist, Schauspieler, Moderator einer der beliebtesten DDR-Shows: | |
> Manfred Uhlig ist mit 91 Jahren gestorben. Mit ihm geht ein Stück Leipzig | |
Bild: Manfred Uhlig im Jahr 1985 | |
Von Linda Peikert | |
Manfred Uhlig war so einer, der ging bis ins hohe Alter noch in die | |
Leipziger Innenstadt und „schwatzte mit den Leuten“, so hat er es einmal | |
selbst genannt, in einem seiner letzten Interviews. „Die Leute haben mich | |
nicht vergessen und das ist für mich das Schönste.“ | |
Wie auch? Als Moderator, Kabarettist und Schauspieler stand Uhlig | |
Jahrzehnte in der Öffentlichkeit – ab den 70er Jahren moderierte er als | |
Teil des Trios „Die drei Dialektiker“ die DDR-Samstagabendschau „Ein Kess… | |
Buntes“. Am Donnerstag ist bekannt geworden, das Uhlig im Alter von 91 | |
Jahren verstorben ist – verkündet, und das ist bezeichnend, durch zwei | |
Leipziger Institutionen, das Kabarett Pfeffermühle und den Fußballverein | |
Chemie Leipzig. | |
Uhlig war ein Leipziger Star, mit sächsischem Dialekt, und auf nahbare, | |
lockere Art gewann er sein Publikum für sich: „Lieber zweimal gelacht am | |
Tag, als einmal geärgert.“ Uhlig, 1927 in Leipzig geboren und auch dort | |
aufgewachsen, behauptete selbst, schon in der Grundschule hätten sich bei | |
ihm künstlerische Talente abgezeichnet: „Singen – da war ich dicke da“, | |
sagte er viele Jahre später. | |
Als er dann eine weitere Schule besuchen sollte, habe sein Vater am ersten | |
Schultag zu ihm gesagt: „Du brauchst in deinem Leben ein Motto, denke immer | |
daran: Ich will.“ So habe alles angefangen, sagte Uhlig dem Mitteldeutschen | |
Rundfunk mal in einem Interview, da war er schon hochbetagt. In schweren | |
Kriegszeiten habe ihm Musik geholfen. Immer wieder stand er auf einer | |
Bühne. | |
Nach dem Krieg studierte er in seiner Heimatstadt Schauspiel und hatte | |
danach Engagements an verschiedenen ostdeutschen Theatern und Kabaretts. | |
Mitte der 1950er Jahre kehrte er nach Leipzig zurück und wurde Teil des | |
Ensembles des zwei Jahre zuvor gegründeten Kabaretts Leipziger | |
Pfeffermühle. „Ich bin ein Urleipziger, mich zieht es immer wieder hier | |
her“, sagte Uhlig oft. Sein letzter großer TV-Auftritt war 2017, als ihm | |
vom Mitteldeutschen Rundfunk die Goldene Henne verliehen wurde. | |
Die Sendung „Alte Liebe rostet nicht“ moderierte Uhlig 24 Jahre lang für | |
Radio DDR 1. Auf Tour mit der Sendung kam er auf die Idee zu „Städtenamen | |
verrückt“, ein Format, in dem er humoristisch die Herkunft von Städtenamen | |
erklärte. Nach der Wiedervereinigung ging Uhlig damit bei MDR 1-Radio | |
Sachsen auf Sendung und schrieb ein passendes Buch. | |
Zu dem Trio der „Drei Dialektiker“ gehörte auch der Schauspieler, | |
Kabarettist und Autor Lutz Stückrath. Stückrath erinnert sich an eine für | |
Uhlig bezeichnende Situation. In einer Live-Sendung sollte Stückrath auf | |
ein Fahrrad steigen. Dabei platzte ihm die Hose und Uhlig stieß ein „Ach du | |
Scheiße“ in das Mikro aus. Darauf hin musste er dem Publikum die Situation | |
erklären und sagte mit seinem sächsischen Dialekt: „Liebe Leite, es is kee | |
Witz, Stückraths Hose hat schetzt vorn und hinten äh Schlitz!“ Das habe den | |
Moment gerettet, erinnert sich der Kollege. | |
Die beiden lernten sich Ende der 50er Jahre im Dunstkreis der Pfeffermühle | |
kennen, dem Leipziger Kabarett. Aus einem lockeren, beruflichen Kontakt | |
habe sich mit den Jahren eine Freundschaft entwickelt, erzählt Stückrath. | |
Das Trio voll machte damals Horst Köbbert, der 2014 verstorben ist. | |
Bis ins hohe Alter waren die ehemaligen Kollegen in Kontakt, berichtet | |
Stückrath. „Persönlich haben wir uns das letzte Mal zu seinem 90. | |
Geburtstag in Leipzig in die Arme geschlossen“. Das war vor knapp zwei | |
Jahren. Die Pfeffermühle schmiss da Uhlig zu Ehren eine grandiose, | |
öffentliche Geburtstagsfeier, bei der Stückrath als Ehrengast geladen war. | |
Neben der Bühne war der Fußballverein Chemie Leipzig Uhligs Leidenschaft. | |
Für Porträts ließ er sich gerne im Fußballstadion oder mit dem Fanschal | |
filmen. Der Verein gab Uhligs Tod als Erstes öffentlich bekannt und postete | |
in Facebook am frühen Mittwochmorgen: „Welche Bedeutung ‚Manne Uhlig‘ f�… | |
unsere BSG hat, ist kaum in Worte zu fassen. Nie scheute er sich zu Chemie | |
zu stehen, verpasste kaum ein Spiel“. | |
Und Kollege Stückrath sagt: „Er wird durch seine gesamte berufliche | |
Tätigkeit einem großen Publikum und mir in guter Erinnerung bleiben.“ | |
30 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Linda Peikert | |
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