# taz.de -- wie machen sie das?: Die Trennerin | |
Helene Filiz, 52, arbeitet als Anwältin in Frankfurt am Main und hat sich | |
auf Scheidungen spezialisiert. | |
taz am wochenende: Frau Filiz, Sie verdienen Geld am Ehe-Pech anderer Leute | |
und müssen sie durch eine manchmal anstrengende Scheidung führen. Wie | |
machen Sie das? | |
Helene Filiz: Ich sehe mich als so etwas wie einen | |
Lebensabschnittsbegleiter durch schwierige Phasen des Mandanten. Ich coache | |
ihn bei einem Rechtsverfahren, in das er emotional reingeraten ist und in | |
dem er Entscheidungen treffen muss, die eine gewisse Tragweite haben. | |
Also sind Sie mehr als Anwältin? | |
Ja klar. Wir sind keine Psychologen. Aber ich muss psychologisches | |
Feingefühl haben, eine Empathie für Menschen. Es gibt Kollegen, die haben | |
das nicht, die sind dann im Familienrecht nicht gut aufgehoben. Man muss | |
das können und wollen. Und man kriegt ja auch was zurück. | |
Was denn? | |
Vertrauen, Bestätigung. Neulich sagte eine Mandantin, dass sie das erste | |
Mal wieder durchschlafen konnte, nachdem sie einen Termin mit mir | |
ausgemacht hatte. Ich mache das aus Interesse am Menschen. Aber ein | |
bisschen ist es schon auch Helfersyndrom. | |
Was ist der Worst Case of Scheidung? | |
Wenn man den Respekt vor dem Partner verloren hat. Man kennt ihn natürlich | |
und weiß ganz genau, welchen Knopf man drücken muss, damit er an die Decke | |
geht. Das wird häufig ausgenutzt. Oft reicht da ja schon eine spitze | |
Bemerkung oder ein schräger Blick. | |
Wie macht man ’s denn richtig? | |
Miteinander kommunizieren und versuchen, Lösungen zu erarbeiten. Und auch | |
versuchen, Verständnis für die Situation des anderen aufzubauen. Außerdem | |
sollte man sich gut beraten lassen, nicht alles im Internet zusammensuchen. | |
Und dann? | |
Im besten Fall alles außergerichtlich klären, mit Anwälten und wenn nötig | |
auch Mediation, und dann nur für die Scheidung selbst vor Gericht gehen. | |
Das geht schnell, ist verlässlich, kostet weniger Nerven und weniger Geld. | |
Also keine lange Trennungsphase? | |
Bin kein Fan davon. Manche sind zwanzig Jahre lang getrennt und es kommt | |
nicht zur Scheidung. Allerdings laufen die Versorgungsausgleichsansprüche | |
in dem Trennungszeitraum weiter. Dann fällt einem der Partner ein, dass er | |
– beispielsweise kurz vor Rentenantritt – doch die Scheidung möchte. Das | |
kann böse enden, man hat ja Rentenansprüche angespart und muss sie dann | |
doch noch teilen. | |
Sind Sie selbst verheiratet? | |
Glücklich verheiratet und zwei Kinder. Wenn man mit seinem eigenen | |
Familienleben nicht im Reinen ist, kann man den Job auch nicht machen. | |
Interview: | |
Christina Spitzmüller | |
20 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Christina Spitzmüller | |
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