# taz.de -- Gesundheits-Aufmarsch vor der Sommerpause | |
> Gleich drei Gesetzentwürfe präsentierte Bundesgesundheitsminister Jens | |
> Spahn (CDU) am Mittwoch in Berlin. Vor allem einer von ihnen sorgt für | |
> Unmut bei den Krankenkassen | |
Bild: Nicht vielleicht doch noch arbeitsfähig? | |
Von Julian Schmidt-Farrent | |
Aus der Traum vom Karrieresprung: Auf seiner Pressekonferenz am Mittwoch | |
musste Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den anwesenden | |
Medienvertretern erst einmal erklären, warum nur eine Stunde zuvor seine | |
Parteichefin und nicht er die Zügel im Verteidigungsministerium übergeben | |
bekommen hatte. Dabei kam Spahn eigentlich mit einem ganzen Paket an | |
gesundheitspolitischen Neuerungen vor die Presse. Gleich drei | |
Gesetzentwürfe aus seinem Hause hatte das Kabinett frisch abgesegnet. Mit | |
dabei: die komplette Umstrukturierung der Medizinischen Dienste der | |
Krankenversicherungen (MDK). Vor allem die Krankenkassen hatten dagegen bis | |
zuletzt heftig protestiert. | |
Die MDK sind bislang formal unabhängige Stellen, die Gutachten rund um die | |
medizinische Versorgung erstellen. Finanziert werden die Dienste von den | |
Kassen. Sie sollen unter anderem feststellen, ob beispielsweise Kliniken | |
ihre Leistungen richtig abgerechnet haben oder ob ein Antrag auf | |
Arbeitsunfähigkeit rechtmäßig ist. Gerade hier hatten Sozialverbände | |
kritisiert, dass die Dienste oft rein nach Aktenlage entscheiden würden. | |
Bundesweit gibt es 15 verschiedene solcher MDK, fast jedes Bundesland hat | |
seinen eigenen. Die Aufsicht wird dabei jeweils von den Verwaltungsräten | |
geregelt, in denen bislang lediglich Vertreter der Krankenkassen das Sagen | |
haben. | |
Genau das soll sich nun ändern. Gesundheitsminister Spahn möchte die MDK in | |
unabhängige Körperschaften öffentlichen Rechts umwandeln, im Verwaltungsrat | |
sollen zukünftig auch Vertreter von Ärzten und Patienten eine Stimme | |
bekommen. Damit würden die Dienste von nun an unabhängig von den Kassen | |
organisiert, argumentiert der Minister. „Die Patientinnen und Patienten | |
müssen sich darauf verlassen können, dass der Medizinische Dienst neutral | |
prüft und handelt“, so Spahn. Er reagiert damit auch auf Vorwürfe von | |
Sozialverbänden, die die Dienste als verlängerten Arm der Krankenkassen | |
bezeichnet hatten. | |
Die üben derweil heftige Kritik: „Die geplanten Reformen gefährden die | |
Sozialpartnerschaft in der Kranken- und Pflegeversicherung und damit eine | |
qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Versorgung“, moniert Volker | |
Hansen, Verwaltungsratsvorsitzender des Branchenverbands GKV. Immerhin sehe | |
der Kabinettentwurf die Stimmenmehrheit der Vertreter von Versicherten und | |
Arbeitgebern in den Verwaltungsräten vor, so Hansen. | |
Die FDP teilt die Bedenken der Kassen. Zwar begrüße man die | |
Umstrukturierung im Sinne der Patienten, so Christine Aschenberg-Dugnus, | |
Gesundheitsexpertin der FDP im Bundestag. „Die Umgestaltung der | |
Verwaltungsräte sehen jedoch wir kritisch, da der Verwaltungsrat mit der | |
Begutachtung selbst nichts zu tun hat.“ | |
Für den Sozialverband VdK geht der Gesetzentwurf nicht weit genug. Mit 16 | |
Sitzen seien die Kassen gegenüber 5 Vertretern von Patienten deutlich | |
überrepräsentiert, so VdK-Präsidentin Verena Bentele. Und auch die | |
Linkspartei zeigt sich nicht zufrieden: Mit den neu geschaffenen Sitzen für | |
Vertreter der Ärzte würden genau die Leistungserbringer im Verwaltungsrat | |
sitzen, „die ja durch den MDK geprüft werden sollen“, so deren | |
gesundheitspolitischer Sprecher Harald Weinberg. | |
Neben der Umstrukturierung der Medizinischen Dienste präsentierte Spahn | |
zudem auch einen Gesetzentwurf für eine Impfpflicht vor Masern in | |
Kindergärten und Schulen. Daneben wolle das Ministerium mit einer | |
Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel einen fairen | |
Wettbewerb zwischen Vor-Ort-Apotheken und Versandapotheken schaffen. Unklar | |
bleibt allerdings, ob das Vorhaben nicht gegen EU-Recht verstößt. | |
18 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Julian Schmidt-Farrent | |
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