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# taz.de -- heute in hamburg: „Die Geschichte der Frauen wird ausgelassen“
Interview Julika Kott
taz: Frau Notz, wie sichtbar sind Frauenbewegungen in der deutschen
Geschichte?
Gisela Notz: Heutzutage wird mehr darüber veröffentlicht, aber insgesamt
sind Frauen in der Geschichte viel weniger präsent als Männer. Geschichte
wird hauptsächlich durch Männer geschrieben. Es wurde von den Frauen zu
wenig dokumentiert und an Archive übermittelt, sodass die Quellenlage in
der Frauenbewegung sehr dünn ist. Das kritisierte die westdeutsche
Frauenbewegung schon lange: Man spricht von „HISstory“ und eben nicht von
„HERstory“.
Weil in Geschichtsbüchern nur Männer zu sehen sind?
Genau, es werden namhafte Männer gezeigt, aber die Geschichte der Frauen
und der unteren Schichten wird weitestgehend ausgelassen. Dagegen wollen
wir ankämpfen und deshalb beschäftigen wir uns als Feministinnen auch
verstärkt mit Frauengeschichte.
Wie sind Kapitalismus und Sexismus verknüpft?
Wir sprechen schon lange vom kapitalistischen Patriarchat oder vom
patriarchalen Kapitalismus, um diese enge Verknüpfung aufzuzeigen. Der
Kapitalismus beruht sowohl auf der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung
und auf der Frauenunterdrückung als auch auf der Ausbeutung der
Arbeiterklasse.
Welche Rolle spielt Hamburg in der Geschichte der Frauenbewegungen?
Hamburg war schon immer eine frauenbewegte Stadt und spielte als Hafenstadt
eine große Rolle in der Arbeiterinnenbewegung.
Gab es da besondere Protagonistinnen?
Luise Zietz war eine führende Sozialdemokratin und Wahlrechtskämpferin, die
beim Arbeiterstreik 1896/97 die Frauen der Hafenarbeiter in eigens dafür
organisierten Versammlungen dazu aufrief, ihre Männer beim Streik zu
unterstützen. Auch Alma Wartenberg war eine wichtige Figur der Hamburger
Frauenbewegung, die sich für die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen stark
machte. Sie organisierte Veranstaltungen zur Aufklärung und verkaufte sogar
Verhütungsmittel aus ihrem kleinen Koffer – das war damals strafbar.
Vor welchen Herausforderungen stehen Frauenbewegungen heute?
Angesichts der wieder erstarkten rechtspopulistischen, konservativen
AkteurInnen, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollen, brauchen wir breite
Bündnisse zur Organisierung von Widerstand gegen Privatisierung,
Ausgrenzung, Gewalt und Unterdrückung.
11 Jul 2019
## AUTOREN
Julika Kott
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