Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tobias Kannler über das Torhaus Festival: Ein kleines Haus und vie…
Ein Holztisch – selbst geschreinert – daneben Bierbänke und Hocker,
ebenfalls Marke Eigenbau. Es riecht nach Reis und Sojasauce. Mona, Carl,
Leandra, Tessa und Tomma sitzen beieinander und genießen ihr Abendessen auf
ihren selbst gebauten Möbeln. Wir befinden uns nicht in dem Esszimmer einer
Studenten-WG, sondern auf der Wiese hinter dem Torhaus des ehemaligen
Flughafens in Tempelhof am Columbiadamm.
Seit knapp drei Wochen verbringen die Veranstalter des Torhaus Festivals
einen Großteil ihrer Zeit auf dem Grün vor der riesigen Fassade der
teilweise leerstehenden Flughafengebäuden.
Auf gerade einmal 0,018 Prozent des Geländes werben sie für einen
partizipatorischen und innovativen Umgang mit den Bauwerken, die einst der
Flughafen Tempelhof waren. Dafür organisierten sie ein Programm („Drei
Wochen und vier Wochenenden im Juni Labern, Lachen, Machen“), dass an
diesem Samstag mit einem Umzug zu Ende geht.
## Uneinladend
Es gehe darum, „kollektiv Steine zum Rollen zu bringen“, so Mona Saddei,
die als Einzige nicht nur ehrenamtlich am Torhaus Festival arbeitet, das
von den Senatsverwaltungen für Kultur sowie für Stadtentwicklung gefördert
wird. Es gehe darum, Menschen anzusprechen und einzubeziehen. Das Torhaus
sei dafür der perfekte Ort, so Saddei.
Das uneinladende Häuschen ohne Fenster zur Straße sei ein passendes Symbol
für den gesamten Ort, der bis zu seiner Öffnung 2010 für die meisten
verschlossen war. Es wäre ein gutes Zeichen, aus dem
„unmenschenfreundlichsten Ort in der Stadt, den menschenfreundlichsten zu
machen“, so Saddei.
Die größten Probleme beim Umgang mit den Gebäuden seien die Bürokratie und
dass „an den Menschen vorbei“ Entscheidungen getroffen würden. So wie bei
der Auflösung der Flüchtlingsunterkunft.
Seither würden teils mitten in der Nacht Geflüchtete auftauchen und sich
nach dem Ankunftszentrum erkundigen. Da sie an den verschlossenen Toren
rings um das Tempelhofer Feld keine Auskünfte bekommen, landen sie am
Torhaus, den einzigen offensichtlich bewohnten Ort weit und breit, so
Saddei. Mittlerweile hingen daher Wegbeschreibungen in etlichen Sprachen am
Haus.
Finanziert wird das Festival auch durch Sachspenden wie Lebensmittel oder
Holzreste, die bei umliegenden Großevents wie der Formel E übrig bleiben.
Damit wird dann in Workshops wie dem Umkrempelhof bzw. der Upcycling
Werkstatt gearbeitet, bei der aus gesammelten Materialien Kostüme für die
Parade genäht werden. Sie soll als Abschluss des Projektes an diesem
Samstag stattfinden. Los geht es um 15 Uhr am Herrfurthplatz.
21 Jun 2019
## AUTOREN
Tobias Kannler
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.