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Ein Kunstwerk mit denkbar größter Öffentlichkeit ist in Berlin unterwegs. | |
In den Straßen der Stadt. Folgt man ihm, wie am Samstag vom Atelier des | |
Malers und Bildhauers [1][Thomas Scheibitz,] wo das Meisterwerk entstand, | |
nach Mitte ins Brandlhuberhaus, wo es ausgestellt wurde, um abends auf | |
einer lauschigen Party gebührend gefeiert zu werden, dann beobachtet man | |
wie die Leute auf der Straße, Fußgänger wie Autofahrer, staunen. Endlich | |
sieht mal ein Auto richtig gut aus, denkt auch die Kritikerin, die an | |
[2][Autolackierungen] schon mal einiges auszusetzen hatte. Nicht an Bernd | |
Heusingers BMW i8 mit Plug-in-Hybridantrieb, der nach Werksangaben gerade | |
mal auf kombinierte CO2-Emissionen von 42g pro Kilometer kommen soll. | |
Vorlage war ein kleines Gemälde von 2017, das Scheibitz dreidimensional auf | |
das Auto seines Freunds und Sammlers projizierte. Wirklich erstaunlich im | |
Detail und aufmerksamkeitsheischend im Großen und Ganzen. | |
Derart vorbelastet, erinnert man sich, dass [3][Raphaela Vogel], die gerade | |
bei [4][BQ] ausstellt, parallel dazu im Münchner Haus der Kunst ihre | |
Installation [5][„A Woman’s Sports Car“] zeigt, mit kanariengelbem | |
Sportwagen, einem Triumph Spitfire von 1981, aus dessen Scheinwerfern | |
gleich zweimal diese verrückte kugelige Welt projiziert wird, die auch in | |
Berlin zu bestaunen ist. Hier unter dem Titel „Vogelspinne“ freilich nur | |
einmal, wobei der Videoscreen, auf dem man die – wieder mal – Akkordeon | |
spielende Künstlerin auf einem wellenumtosten Felsen beobachtet, wie ein | |
Bauch in Metallstangen hängt, die wie Spinnenbeine in den Raum ausgreifen. | |
Paarige Surf-Segel kleben wie Schmetterlingsflügel an den Fenstern und | |
Milva singt „Ich hab keine Angst“ während die Filmkamera-Drohne dröhnt. | |
Eine tierisch gute Veranstaltung (bis 6. 7., Di.–Sa. 11–18 Uhr, | |
Weydingerstr. 10). | |
Die wirkliche Sensation an diesem kunstsensationellen Wochenende sind aber | |
die 16 E-Gitarristinnen, die am Samstagabend im Rahmen des Performance | |
Programms „[6][Disapearing Berlin“] Julius Eastmans „Gay Guerrilla“ zur | |
Aufführung brachten – in der 22. Etage des früheren Postbank Hochhauses am | |
Halleschen Ufer. Das vom [7][Schinkel Pavillon] initiierte Programm lenkt | |
über ein Jahr hinweg die Aufmerksamkeit auf besondere, vom Verschwinden | |
bedrohte Berliner Orte. Die Musikerinnen haben sich über einen open call | |
zusammengefunden, um sich das anspruchsvolle und unkonventionelle Stück aus | |
dem Jahr 1979 unter der Leitung von Maya Shenfeld zu erarbeiten. Grandiose | |
30 Minuten – begleitet von einem ebensolchen Sonnenuntergang über Berlin | |
(siehe Seite 15). | |
23 May 2019 | |
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[3] http://Aneignen,%20enteignen,%20umcodieren | |
[4] http://www.bqberlin.de/BQ-Berlin.html | |
[5] https://hausderkunst.de/ausstellungen/kapsel-09-raphaela-vogel | |
[6] https://disappearingberlin.de | |
[7] /Archiv-Suche/!5401431&s=Schinkel+Pavillon&SuchRahmen=Print/ | |
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