# taz.de -- zwischen den rillen: Sonniger Kampfgegen alte Dämonen | |
Bild: Yola: „Walk Through Fire“ (Nonesuch/Warner)live: 16.11. „Lido“ Be… | |
Yola ist scheinbar schon immer im Musik-Business unterwegs, bereits als | |
Fünfjährige sang sie im Kirchenchor in ihrer Heimatstadt Bristol. Bekannt | |
wurde die Britin in den Neunzigern unter anderem als Backgroundsängerin für | |
die TripHop-Pioniere Massive Attack. Erst jetzt veröffentlicht die | |
afrobritische Sängerin, die eigentlich Yolanda Quartey heißt, ihr | |
Debütalbum „Walk Through Fire“. Und was für eins! Sein Sound ist im | |
wuchtigen Hybrid Countrysoul angesiedelt. | |
Man hört dem Werk an, wer mitgemischt hat: Dan Auerbach, Teil der | |
US-Rockband Black Keys, aber auch als Solist und als Produzent für Lana Del | |
Rey eine Hausnummer, hat die 35-Jährige unter seine Fittiche genommen. Auf | |
einem Festival in Nashville wurde er auf Yola aufmerksam, holte sie in sein | |
„Easy Eye Sound Studio“ und komponierte zusammen mit ihr Songs. Wie man | |
sofort hört, trägt diese Zusammenarbeit Früchte. | |
## „Girl, ich habe News“ | |
Muss erst ein weißer Mann kommen, damit die schwarze Musikerin zu ihrer | |
Stimme findet? Könnte man gehässig fragen. „Girl, ich habe News für dich: | |
Wenn du ein Problem mit weißen Männern hast, dürfte die Musikindustrie das | |
falsche Pflaster für dich sein!“, antwortet Yola und lacht schallend. „Es | |
gibt tatsächlich einen Männer-Überhang in der Musikindustrie. Aber bis wir | |
das gelöst haben, musst du die Spreu vom Weizen trennen.“ | |
Yola ist schließlich nicht doof. Sie kennt das Musicbiz von der Pieke auf | |
und weiß um ihre Stärken und Schwächen. Sie hat vorgefertigte Rollenbilder | |
lange genug ausgefüllt, die man ihr als schwarzer Musikerin zugestanden | |
hat. „Früher war ausgemacht: ich sollte R&B machen, Dance-Sound wäre auch | |
noch okay gewesen und natürlich Background-Gesang – so was erwartet man von | |
einer farbigen Frau“, zählt sie auf. Blöd nur, dass sie etwas ganz anderes | |
machen wollte. | |
Gesungen hat sie auch gegen den Willen ihrer alleinerziehenden Mutter, die | |
mit dem Berufswunsch „Künstlerin“ nichts anfangen konnte. Yola schärfte | |
ihre Stimme auf Alben von Iggy Azalea und Massive Attack, sie komponierte | |
Songs für Katy Perry und stieg als Sängerin der Band Phantom Limb ein. | |
Immer waren es andere, denen sie zuarbeitete, deren Songs sie sang, deren | |
Stil sie markant ausfüllte. „Mit 29 bekam ich Panik und merkte, dass ich | |
unglücklich war und eigentlich etwas Eigenes kreieren wollte. Ich musste | |
dafür erwachsen werden und aufräumen. Aber jetzt!“, bekräftigt sie die | |
Drastik dieser Erkenntnis und haut mit der flachen Hand auf den Tisch. | |
Falsche Freunde, falsches Management, falsche Band – alles, was sich für | |
sie ungut anfühlte, hatte keinen Platz mehr in ihrem Leben. | |
## Link zu Aretha Franklin | |
Es war ein Prozess der Selbstfindung, aber auch ein Bekenntnis zu ihrer | |
Stimme, ihrer Weiblichkeit und ihrer Herkunft. „Walk Through Fire“ | |
beschreibt schon im Titel diesen schwierigen Weg aus dem Dunkel. Es ist ein | |
Trennungsalbum, das sich mit Beziehungsproblemen aller Art | |
auseinandersetzt. Yola erzählt, wie sie sich manchmal durch jeden einzelnen | |
Tag retten musste („Love All Night“) und dass es Nächte gibt, die dem Kampf | |
gegen alte Dämonen gewidmet sind („Deep Blue Dream“). Leiden, Lieben, | |
Trauern – alles Themen, die die Musikerin zu eleganten und sonnigen Stücken | |
verarbeitet hat, auf denen ihre erhabene Stimme im Zentrum steht. Ein | |
Kontrast, der für Tiefe sorgt und bestens funktioniert. | |
Außer Dan Auerbach werkelte im Studio eine weitere Legende: Dan Penn! Der | |
77-jährige Songwriter hat mit Aretha Franklin gearbeitet und Songs für | |
viele Berühmtheiten komponiert. Yola lobt die Zusammenarbeit in den | |
höchsten Tönen, denn Penn hielt sie dazu an, weiter an ihren eigenen Songs | |
zu feilen. „Was mich wirklich mit Stolz erfüllt, ist, dass ich den Song ‚It | |
Ain’t Easier‘ komplett selbst komponiert habe – und er steht den anderen | |
Stücken in nichts nach. Im Gegenteil: Er passt bestens in den Flow des | |
Albums.“ Yola lacht ein letztes Mal laut und versichert abschließend: „Ich | |
bin da angekommen, wo ich sein will.“ Silvia Silko | |
3 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Silvia Silko | |
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