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# taz.de -- Martina Schwikowski über den Wahlausgang in Südafrika: Letzte Cha…
Ein Wahlsieg ist keine Garantie für eine stabile Regierung: Der ANC hat in
Südafrika noch einmal die Kurve bekommen. Es hat zu 57 Prozent der
Wählerstimmen gereicht. Der einzige Grund dafür ist Cyril Ramaphosa, der
alte und neue Präsident. Wäre sein korrupter Vorgänger Jacob Zuma noch an
der Macht gewesen, wäre dieses historisch schlechteErgebnis für den ANC
wohl noch schlechter ausgefallen. Hat Nelson Mandelas ehemalige
Befreiungsbewegung ausgedient?
Das Überleben des ANC hängt davon ab, ob sich die Partei innenpolitisch
erneuern kann. Das ist ein wackliges Manöver. Meist ältere, loyale
ANC-Wähler haben dem ANC noch eine Runde Vertrauen geschenkt. Für sie ging
es nicht um eine Analyse der Parteiprogramme, sondern um pure Emotion. Die
junge Generation hat nur wenig Empathie mit dem abgesackten ANC, ihre
Desillusion hat sich in den Townships auch allen anderen Parteien gezeigt:
Junge Leute blieben der Wahl in großer Zahl fern. Kein Wunder, denn die
Hälfte der Jugend ist seit Jahren arbeitslos.
Der Stern des ANC leuchtet zumindest auf, wenn Ramaphosa jetzt das
überdimensionierte Kabinett verkleinert und mit effizient arbeitenden
Politikern besetzt. Dass er ein Zeichen setzt, dass er die Flügel der
zerstrittenen Partei überwindet, sein Reformmandat durchsetzen und
Investoren zurückholen kann. Aber der mächtige Zuma-Flügel regiert mit. Die
beiden Fraktionen haben unterschiedliche Ansätze. Ihr Kampf bestimmt die
Zukunft des Landes.
Der ANC steckt fest zwischen tief sitzender Korruption, politischer
Stagnation und der Notwendigkeit der Modernisierung. Wie viele alte
Befreiungsbewegungen konnte auch Mandela interne Grabenkämpfe nicht
überwinden. Der Sinkflug begann bereits vor 20 Jahren. Dieses ist die
letzte Chance für den ANC, Kämpfe der Machthungrigen in der Partei
auszulöschen. Aber sie gruppieren sich bereits, um Ramaphosa Knüppel in den
Weg zu legen.
Damit scheint die Zeit für eine neue Ära der Koalitionspolitik in Südafrika
gekommen.
13 May 2019
## AUTOREN
Martina Schwikowski
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