# taz.de -- Werbung wider Willen | |
> Das ZDF strahlt einen Europawahl-Spot der „Partei“ erst nach Änderung aus | |
„Die nachfolgende Wahlwerbung ist keine Wahlwerbung“, setzt ein Spot der | |
Partei „Die Partei“ ein, den die Zuschauer des ZDF gestern Abend um 22.10 | |
Uhr der anstehenden Europawahl nicht zu sehen bekommen haben. Die Aussage | |
ist natürlich paradox: Wie kann denn Wahlwerbung keine Wahlwerbung sein? | |
Und wer meint eigentlich, dass es sich bei dieser Wahlwerbung eben doch | |
nicht um Wahlwerbung handelt? | |
In diesem Punkt sind sich die Macher des Videos und das ZDF | |
überraschenderweise einig: In einer ZDF-Pressemitteilung heißt es, bei | |
diesem Spot handele es sich „inhaltlich nicht um Wahlwerbung“. Wie das? Das | |
Video zeigt einen Jungen, der unter Wasser versucht, zurück an die | |
Oberfläche zu paddeln. Ohne Erfolg: 60 Sekunden begleitet ihn die Kamera | |
bei seinem hilflosen Überlebenskampf. Doch der Junge bleibt unter Wasser; | |
das Bild löst sich vom Protagonisten und taucht auf. „Ertrinken dauert so | |
lange wie dieser Film“, ist zu lesen. Das Problem des ZDF: Nirgendwo | |
findet sich ein Verweis darauf, dass es sich um einen Spot der | |
Sonnenborn-Partei handelt. Stattdessen erscheint das Logo der | |
Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, von der auch das Filmmaterial stammt. | |
Handelt es sich am Ende also wirklich nicht um Wahlwerbung? Die Zuschauer | |
bekamen gestern Abend eine geänderte Fassung zu sehen: Kein Wort mehr | |
davon, dass es sich bei dieser „Wahlwerbung um keine Wahlwerbung handelt“ | |
und am Ende das Logo der „Partei“. Mehr wollte das ZDF nicht. Die | |
Aufmerksamkeit bekam letztlich der Wahlwerbespot, der keiner sein wollte. | |
Ohne den medialen Aufruhr um die angedrohte Nichtausstrahlung des Spots | |
hätte „Die Partei“ ungleich weniger Aufmerksamkeit bekommen. Moritz Döring | |
9 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Moritz Döring | |
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