# taz.de -- wie machen sie das?: Scheidungs-fotograf | |
Boris Mehl, 49, ist als nebenberuflicher Familien- und Hochzeitsfotograf in | |
Berlin unterwegs. Vor zwei Jahren kam er auf die Idee, auch gescheiterte | |
Ehen mit der Kamera festzuhalten. | |
taz am wochenende: Herr Mehl, Sie fotografieren Menschen, die gerade eine | |
Scheidung hinter sich haben, und sorgen dafür, dass dabei schöne Bilder | |
herauskommen. Wie machen Sie das? | |
Boris Mehl: Ich treffe die Kunden vorher, frage viel nach und gehe auf | |
Wünsche ein. Kommunikation ist in der Vorbereitung für das Fotoshooting | |
sehr wichtig. Am Ende sollen nicht nur die Fotos schön werden, es soll auch | |
ein schöner Abschluss dieses Lebensabschnitts sein. | |
Kommen die Paare denn gemeinsam auf Sie zu? | |
Nein, das hatte ich noch nicht. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es für | |
beide Seiten funktioniert. Es sind meistens Frauen, die danach fragen. Wäre | |
aber sicher mal interessant. | |
Sind Männer zu stolz? | |
Das würde ich so nicht sagen. Jeder Mensch hat einfach eine andere Art, mit | |
dem Abschied umzugehen. | |
Wie sieht das perfekte Scheidungsfoto aus? | |
Das gibt es nicht. Es ist eher das Erlebnis, das in Bildern festgehalten | |
wird. Ein Abschließen mit dem alten Lebensabschnitt und zeitgleich ein | |
Neubeginn. | |
Geht es dabei manchmal emotional zu? | |
Nein, das Emotionale, die Trauer, haben die Menschen meist hinter sich. | |
Vielleicht kann man es so formulieren: Es geht mehr darum, den Sack | |
zuzumachen. Der Fokus liegt darauf, nach vorne zu blicken. | |
Auf Ihrer Webseite sieht man eine Frau, die das Brautkleid zerschneidet. | |
Es gab zwei, drei Anfragen dafür und auch ein Shooting, das zustande kam. | |
Da wünschte sich eine Kundin tatsächlich, das Kleid zu zerstören, also zu | |
zerschneiden und zu verbrennen. | |
Wie ist denn die Stimmung am Set? | |
Relativ gelöst. In der Regel herrscht gute Laune, und das Erlebnis steht im | |
Mittelpunkt. | |
Woher stammt die Idee? | |
Die hatte ich in einer Kneipe beim zweiten Bier. Dann habe ich | |
festgestellt, Scheidungsfotografie gibt es wirklich noch nicht. | |
Bieten das mittlerweile viele Fotografen an? | |
In Deutschland gibt es noch ein paar mehr. Zwei findet man auch über | |
Google, aber wir kennen uns nicht. In Berlin weiß ich von niemandem sonst. | |
Steigt denn die Nachfrage? | |
Da gibt es keine Änderungen. Vielleicht ist das abhängig von der Anzahl der | |
Scheidungen pro Jahr. | |
Was macht mehr Spaß: Scheidungs- oder Hochzeitsfotos? | |
Hochzeiten, auf alle Fälle. Das sind wirklich tolle Feste und es ist so | |
viel echte Freude mit dabei. Scheidungsfotos sind dann doch eher | |
inszeniert, ich fotografiere lieber lebendige Situationen. | |
Interview: Simon Wörz | |
11 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Simon Wörz | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |