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# taz.de -- Weber will sich gegen Nord Stream 2 stellen
> Der EVP-Spitzenkandidat stellt in Athen zentrale Punkte für den
> Europawahlkampf vor. Der Deutsche könnte EU-Kommissionspräsident werden
Von Jannis Papadimitriou
Ausgerechnet Griechenland: Noch ist die Schuldenkrise im Süden des
Kontinents nicht vorbei und auch die Belehrungen führender CSU-Politiker
wie Markus Söder in Richtung Hellas sind nicht wirklich vergessen. Trotzdem
– oder genau deshalb – wollte CSU-Vorzeigepolitiker Manfred Weber zum
Wahlkampfauftakt eine Großveranstaltung in Athen abhalten. „Schaut her, wir
sind Freunde und sorgen gemeinsam für Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze
in Europa“ lautet die Botschaft.
Weber tritt bei der Europawahl Ende Mai als Spitzenkandidat der
konservativen Parteienfamilie EVP an. Damit könnte er EU-Kommissionschef
Jean-Claude Juncker im Amt folgen.
Eines von Webers zentralen Wahlversprechen: Als nächster
Kommissionspräsident will der Deutsche ab Herbst dafür sorgen, dass fünf
Millionen neue Arbeitsplätze in Europa entstehen. Aber wie eigentlich? Zum
Beispiel dadurch, dass Handelsgespräche der EU mit anderen
Wirtschaftsmächten vorankommen, hatte Weber neulich auf einer
Pressekonferenz in Straßburg erklärt. Außerdem will der CSU-Politiker einen
„digitalen Fonds“ für Neuinvestitionen anregen – finanziert durch eine
Steuer für Google & Co.
Auch will sich der CSU-Politiker für ein weltweites Verbot von
Einwegkunststoffen einsetzen. „Wir werden nicht zulassen, dass sich unser
Planet in die größte Müllhalde des Universums verwandelt“, heißt es in
einem Eckpunkteprogramm, das Weber am Dienstagabend in Athen vorstellen
wollte.
Oberste Priorität hat für den EVP-Spitzenkandidaten zudem die Sicherung der
Außengrenzen Europas. Zu diesem Zweck soll die Grenzschutzagentur Frontex
in den nächsten Jahren zu einer europaweit agierenden Grenz- und
Küstenwache ausgebaut werden. Immerhin hat das Europäische Parlament am
vergangenen Mittwoch den Vorschlag gebilligt, Frontex bis 2027 mit einer
ständigen Reserve von 10.000 Grenzschutzbeamten auszustatten.
Unter Webers Führung soll die EU-Kommission außerdem 1.000 Gesetze
abschaffen. Ähnliches hat der abtretende Behördenchef Jean-Claude Juncker
bereits geleistet. Außerdem soll die Zahl der Beschäftigten bei den
europäischen Institutionen „auf den Prüfstand“ kommen.
In einem Punkt weicht Weber besonders von der deutschen Regierung ab: Weber
will sich als EU-Kommissionspräsident für einen Baustopp der umstrittenen
Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 einsetzen. Er sei gegen dieses Projekt, das
nicht im Interesse der EU sei, weil es die Abhängigkeit von russischen
Rohstoffen erhöhe, sagte Weber der polnischen Zeitung Polska Times am
Dienstag. „Als Chef der EU-Kommission werde ich alle Vorschriften anwenden,
um Nord Stream 2 zu blockieren.“
Eine klare Haltung hat er zur Türkei: Er fordert das Ende der
EU-Beitrittsgespräche. Als Fraktionschef der EVP hat er maßgeblich zur
Resolution des EU-Parlaments beigetragen, in der es heißt, Brüssel soll die
Beitrittsverhandlungen aussetzen und stattdessen eine „Modernisierung“ der
Zollunion mit der Türkei ins Gespräch bringen.
24 Apr 2019
## AUTOREN
Jannis Papadimitriou
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