# taz.de -- wie machen sie das?: Der Witzige | |
Sebastian Rabsahl, 39, tritt seit fast 20 Jahren als „Sebastian 23“ auf | |
Poetry-Slams auf. Er lebt in Bochum und reist derzeit mit seinem Programm | |
„Endlich erfolglos“ und dem gleichnamigen Antiratgeber durch Deutschland. | |
taz am wochenende: Herr Rabsahl, Sie lachen auch nach Jahren immer noch | |
über Ihre eigenen Pointen. Wie machen Sie das? | |
Sebastian Rabsahl: Ich versuche, nicht in Muster zu verfallen. Um mich | |
selbst nicht so schnell zu langweilen, erfinde ich mich immer wieder neu | |
und probiere andere Sachen aus. Wenn ich mich auf eine dauernde | |
Wiederholung einlasse, ist das die Vorstufe der Hölle. | |
Kein Programm, das Sie immer wieder abspulen? | |
Am Anfang habe ich das so gemacht. Jetzt mache ich es aber eher wie eine | |
Band. Man sagt ja, Bob Dylan habe nie zwei gleiche Konzerte gespielt. Er | |
hat zumindest die Reihenfolge der Lieder verändert. Ich mische meine Texte | |
und die kleinen Ansager dazwischen. Dann ist jede Show ein bisschen anders | |
und ich bin flexibel, um auf das Publikum einzugehen. | |
Fordert das Publikum gewisse Texte ein? | |
Ich habe zwei, drei Texte, die recht bekannt sind. Die muss ich immer | |
wieder vorlesen. Aber da habe ich auch eine Dankbarkeit dem Text gegenüber. | |
Die Leute kommen ja, um genau das zu hören – das stimmt mich milde. | |
Finden Sie sich selbst sehr lustig? | |
Jein. Manchmal erzähle ich Dinge, wo ich danach denke: Nö, also dieses | |
Vorspiel hätte es jetzt wirklich nicht gebraucht. Und oft sind da Sachen, | |
die ich irre witzig finde, aber niemand sonst. Privat- und Bühnenhumor sind | |
verschiedene Dinge. | |
Wenn Sie mal nicht so fröhlich sind? | |
Dann sag ich den Leuten einfach, dass ich gebürtiger Duisburger bin, das | |
entschuldigt jede schlechte Laune. Aber auf der Bühne trete ich in eine | |
andere Sphäre, in eine Art Blödelei-Trance. Da bin ich sehr konzentriert | |
und lasse den Alltag hinter mir. | |
Und wenn im Publikum keine Stimmung aufkommt? | |
Ich versuche mich der Erkenntnis zu öffnen, dass es nicht am Publikum | |
liegt, sondern an mir. Wenn eine Pointe überall funktioniert hat, aber | |
jetzt hier nicht, kann man sagen, das ist eben ein knochentrockenes | |
Publikum. Das ist aber eine sehr einfache Denke. Schließlich ist es mein | |
Job, die Leute zu unterhalten. Ich schlage dann eine andere Richtung ein | |
und schaue, was funktioniert. | |
Sind alte Sachen irgendwann wieder lustig? | |
Absolut. Ich habe einen Text von 2007, „Online sein“. Da geht es ums | |
Internet, damals noch ohne Smartphone, sondern mit so Sachen wie StudiVZ | |
oder Myspace. Das ist inzwischen wieder witzig. Solche alten Texte sind | |
manchmal sehr schön, wie ein alter Freund, den man lange nicht gesehen hat. | |
Interview: Christina Spitzmüller | |
27 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Hannah Bernstein | |
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