# taz.de -- Petition der Woche: Empörung in Frankfurts Bankenwelt | |
> Eine Jamaika-Koalition hat dafür gesorgt, dass auf einem beliebten Platz | |
> jetzt keine Bänke mehr stehen. Mehrere Initiativen wollen das ändern. | |
Bild: Nicht mal eine bad bank steht da noch: Der bankenlose Adlhochplatz in Fra… | |
Frankfurt hat ein Bankenproblem, und zwar eines jenseits der Frage, welche | |
Rolle die in der Stadt beheimateten deutschen Nicht-mehr-so-groß-Banken im | |
Spätkapitalismus spielen, zumal wenn sie fusionieren wollen. | |
Nein, hier geht es um Sitzgelegenheiten auf dem Adlhochplatz im Stadtteil | |
Sachsenhausen, um Bänke also, die dort nun nicht mehr stehen, sondern in | |
einer frühmorgendlichen Hauruck-Aktion am 20. März vom Grünflächenamt | |
weggeräumt wurden. Darüber gibt es Streit, die „Emotionen kochen hoch“, w… | |
die Frankfurter Neue Presse schreibt. | |
Zwar hat der Ortsbeirat das auf gut demokratische Art mit einer | |
interessanten Koalition aus CDU, FDP und Grünen beschlossen und damit, so | |
erzählen es kundige Anwohner, einen schon einige Jahre währenden Streit | |
wegen des sommerlich-nächtlichen Lärms feierfreudiger junger Leute zu lösen | |
versucht, aber nun, da die Bänke weg sind, ist nichts befriedet. | |
Aktivisten von der Arbeiterwohlfahrt – alle eher grauhaarig, wie der | |
zuständige Pressesprecher Thomas Murawski sagt, der zugleich für die | |
oppositionelle SPD im Ortsbeirat für die Bänke gestimmt hat – halten mit | |
der Sammlung von Unterschriften dagegen, ein Student namens Moritz | |
Tettenborn mit einer Onlinepetition „[1][Für den Wiederaufbau der Sitzbänke | |
am Adlhochplatz!]“ auf change.org. | |
Er engagiert sich für die Sitzgelegenheiten, weil sie den Platz zu einem | |
„kommunikativen Ort“ machen. Und damit meint er natürlich nicht nur die | |
jungen Menschen, die sich im nahen Supermarkt Alkoholika kauften, um sie | |
dann mitunter – Kritiker sagen: zu oft – dort auf den Bänken | |
vorglühenderweise konsumierten, sondern auch Schüler einer nahen Schule, | |
die sich dort nachmittags die Zeit vertrieben, oder vor allem alte Leute | |
aus der nahen Seniorenresidenz, die dort gerne saßen und Leben atmeten. | |
Sie alle haben nun keinen Ort mehr; Murawski hat deshalb seine erste | |
Demonstration organisiert, zu der „ohne große Mobilisierung hundert Leute | |
kamen“ – so friedlich, dass die Polizei gleich wieder weggefahren sei. | |
Einige hundert Unterschriften haben seine Arbeiterwohlfahrt-Leute seither | |
bereits gesammelt, die Onlinepetiton läuft auch ganz gut – und der grüne | |
Ortsbeirats-Fraktionsvorsitzende Reinhard Klapproth wundert sich über diese | |
Protestkoalition aus Alten und Jungen. | |
Der Streit gäre doch seit Jahren, diverse Lösungsvorschläge wie | |
regelmäßigere Auftritte des Ordnungsamts bei abendlicher Ruhestörung, | |
Streetworker oder mobile Sitze, die abends weggeräumt werden, seien längst | |
als untauglich oder nicht machbar verworfen worden. Und er, Klapproth, | |
kenne niemanden, der den Lärm nicht schlimm finde, die Beschwerden hielten | |
an, dann wurde abgestimmt – „und plötzlich machen die Leute Terz“ und tun | |
so, als gebe es kein Problem. | |
In der Initiative der Arbeiterwohlfahrt, angeführt von SPD-Mann Murawski, | |
glaubt der Grüne eine politische Strategie zu sehen: „Die SPD ist in der | |
Opposition, für die ist das ein Vergnügen“, nun gegen den Beschluss | |
vorzugehen. Würde er, verrät er, wahrscheinlich genauso machen, säße er in | |
der Opposition. | |
Bleiben denn die Bänke immer weg, trotz der Proteste? Murawski ist | |
optimistisch: „Wenn wir den außerparlamentarischen Druck erhöhen, müssten | |
doch die Grünen umfallen.“ | |
31 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.change.org/p/ortsbeirat-5-f%C3%BCr-den-wiederaufbau-der-sitzb%C… | |
## AUTOREN | |
Felix Zimmermann | |
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