# taz.de -- Schutz vorm Spähangriff | |
> Seit die Europäische Union den Datenschutz neu geregelt hat, steigt die | |
> Zahl der Beschwerden und Beratungen. Geldstrafen wurden in Bremen bislang | |
> nicht verhängt | |
Von Stefan Simon | |
Imke Sommer wirkt erleichtert: Die Landesbeauftragte für Datenschutz und | |
Informationsfreiheit stellte gestern den ersten Jahresbericht seit | |
Inkrafttreten der der Europäischen Datenschutzverordnung (DSGVO) vor. Sie | |
sei „hochzufrieden“, dass diese bei den Betroffenen im Land Bremen | |
offensichtlich angekommen sei. | |
Denn fast jede Woche erreichte die bremische Aufsichtsbehörde eine | |
Beschwerde im Bereich des Beschäftigungsdatenschutzes. Hier zeige sich, in | |
welch „starkem Maße gerade auch Beschäftigte kleiner Unternehmen | |
schutzbedürftig“ sind. Beispiel: „Die Mitarbeiterin eines kleinen Kiosks | |
wurde von ihrem Arbeitgeber durch vier Kameras überwacht“, berichtet | |
Sommer. „Er teilte ihr mit, dass er sie rund um die Uhr in Echtzeit | |
beobachten könnte.“ | |
Bei einem Pflegedienst war das GPS in den Autos der Mitarbeiter*innen im | |
Dauereinsatz, egal, ob die Autos Privat oder geschäftlich genutzt wurden. | |
Diese Fälle zeigten, dass es ein Irrtum sei, wonach die DGSVO hauptsächlich | |
der „Zähmung der US-amerikanischen Internetgiganten“ dient. Sie entfaltet | |
ihre Wirkung nicht nur im Streit mit Großkonzernen wie Facebook und Google, | |
sondern hilft auch Missbräuche kleiner Handwerksbetriebe einzudämmen. | |
Ausgenommen von der Geltung sind Privatpersonen, wenn diese Daten für | |
persönliche oder familiäre Zwecke verwenden. | |
Dass die Regelungen nicht nur gelten, sondern auch durchgesetzt werd, zeigt | |
ein Fall aus Österreich. Die Aufsichtsbehörde verhängte gegen ein | |
Sportwettencafe eine Geldstrafe in Höhe von 5.280 Euro. Die Betreiber*innen | |
installierten Videokameras, die die öffentliche Straße sowie öffentlich | |
zugängliche Parkplätze überwachten. | |
Die bremische Behörde verhängte bisher keine Bußgelder. Das liege auch am | |
deutlichen Anstieg der Beschwerden, Anzeigen oder Meldungen von | |
Datenschutzverletzungen. Jeder Fall müsse einzeln geprüft werden, dafür | |
reiche jedoch das Personal nicht aus, so Sommer. Derzeit beschäftigt die | |
Landesbeauftragte 14 Mitarbeiter*innen. Für Sommer sei es dennoch ein | |
Erfolg, dass sich das Arbeitspensum seit Mai letzten Jahres erhöht habe. | |
Auch wenn sie festellen musste, „dass der Berg der bei uns eingehenden | |
Beschwerden so stark anwächst, dass es unmöglich ist, ihn abzutragen.“ | |
Die Datenschutzgrundversorgung, die am 25. Mai letzten Jahres in Kraft | |
trat, sieht neue Regeln zum Beispiel für Unternehmen, Selbstständige und | |
Vereine vor. Betroffen sind alle, die automatisiert personenbezogene Daten | |
verarbeiten, also vor allem Unternehmen und Selbstständige – aber auch das | |
elektronische Mitgliederverzeichnis eines Vereins fällt schon unter die | |
DSGVO. | |
Seitdem die Datenschutzgrundverordnung in Kraft trat, stieg im Land Bremen | |
die Zahl der Beschwerden von 36 auf 53. Die Zahl der Beratungen stieg im | |
selben Zeitraum um 161 auf 249. | |
30 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Stefan Simon | |
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