# taz.de -- Kein sicherer Hafen | |
> Aktivist*innen des Bündnisses „Together we are Bremen“ protestieren gegen | |
> die geplante Abschiebung eines jungen Senegalesen nach Italien. Seit | |
> einer Woche sitzt er in Haft | |
Von Moritz Warnecke | |
Am Donnerstag haben Aktivist*innen am Polizeipräsidium in der Vahr gegen | |
die geplante Abschiebung des Senegalesen Momodou Ba nach Italien | |
demonstriert. Seit einer Woche befindet Ba sich in Abschiebehaft. Die | |
Aktivist*innen kritisieren, dass die Erklärung Bremens zum „sicheren Hafen“ | |
nur ein Lippenbekenntnis sei. Etwa 50 Demonstrant*innen versammelten sich | |
auf der Rückseite des Präsidiums, in Ruf- und Sichtweite von Bas Zelle. | |
Durch den Spalt seines auf Kipp gestellten Zellenfensters winkte Ba den | |
rufenden AktivistInnen mit einer Pappe zu. | |
Dass so viele Menschen gegen eine einzelne Abschiebung protestieren, ist | |
nicht selbstverständlich. Aber: Ba kennt viele der Anwesenden, ist selbst | |
Mitglied im Solidaritätsbündnis „Together we are Bremen“, das sich gegen | |
Abschiebung und für einen besseren Umgang mit Geflüchteten ausspricht. | |
Im vergangenen Jahr hatte das Bündnis, bestehend aus Migrant*innen und | |
deutschen Staatsbürger*innen, unter dem Namen „Shut down | |
Gottlieb-Daimler-Straße“ erfolgreich gegen das Erstaufnahmelager für | |
geflüchtete Minderjährige in der Gottlieb-Daimler-Straße protestiert. Mit | |
dabei war auch Momodou Ba. | |
Wie viele andere ist Ba als unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland | |
gekommen. Seine Flucht führte ihn durch die Wüste und über das Mittelmeer – | |
eine lebensbedrohliche Route. In Italien wurde Ba registriert. Dorthin will | |
man ihn nun abschieben – die Dublin-Verordnung macht das möglich. Dabei | |
sind Mittelmeerstaaten wie Italien mit der großen Zahl an geflüchteten | |
Menschen längst überfordert. Die Erstaufnahmelager sind überfüllt, in den | |
Unterkünften herrschen menschenunwürdige Zustände. Die Asylantragsverfahren | |
verlaufen sehr schleppend. „Für viele Bremer*innen mag Italien ein schönes | |
Reiseziel sein – für Momodou bedeutet es eine Abschiebung in die Obdach- | |
und Perspektivlosigkeit,“ sagt Simone Behrends von „Together we are | |
Bremen“. | |
Für die Aktivistin Rosa, die ihren echten Namen nicht nennen möchte, ist es | |
nicht akzeptabel, „dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft eine solche | |
Ungerechtigkeit erfahren müssen“. Deshalb sei bei ihr die Hoffnung groß | |
gewesen, als der Bremer Senat 2018 Bremen zum „sicheren Hafen“ erklärte. | |
Seitdem habe sich nichts verändert. „Auf dem Papier sind wir vielleicht ein | |
sicherer Hafen, in der Praxis wird aber weiter abgeschoben“, sagt Rosa. | |
Auf Anfrage der taz teilt die Innenbehörde mit: „Die gemeinsame Erklärung | |
‚Stadtstaaten bleiben sichere Häfen‘ der Bürgermeister von Berlin, Bremen | |
und Hamburg bezieht sich nicht auf die Personen, die sich nach Feststellung | |
der Zuständigkeit in Bremen aufhalten.“ Für die Bedingungen in den nach der | |
Dublin-Verordnung zuständigen Mitgliedstaaten sei das Bundesamt für | |
Migration und Flüchtlinge zuständig. | |
„Für uns ist jede Person wichtig“, sagt Rosa. „Wir werden nicht aufhöre… | |
protestieren, bis Momodou frei kommt.“ | |
9 Mar 2019 | |
## AUTOREN | |
Moritz Warnecke | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |