# taz.de -- heute in hamburg: „So was verkauft man doch nicht“ | |
Interview Julika Kott | |
taz: Frau Knödel, woran erkennt man Raubgüter? | |
Susanne Knödel: Man erkennt es auf den ersten Blick gar nicht. Es kann zwei | |
identische Objekte in einer Sammlung geben, wovon eines geraubt ist und das | |
andere ganz legal erworben. | |
Und dann? | |
Es war auffällig, dass vor 1900 Objekte aus China eintrafen, die speziell | |
für den Verkauf in den Westen produziert wurden. Und dann, nach dem | |
Boxerkrieg, kamen fast 3.000 Objekte aus China zu uns ins Museum. Deren | |
Qualität war viel höher. Manche sind auch in der Kaiserstadt gewesen – vor | |
dem Boxerkrieg ist so etwas nie in Deutschland aufgetaucht. | |
Was war das erste Exponat, das Ihre Zweifel geweckt hat? | |
Meine Zweifel sind schon 15 Jahre alt; mir fielen immer mal wieder Dinge in | |
die Hand, wo ich gedacht habe: „So was verkauft man doch nicht! Und erst | |
recht nicht an einen westlichen Händler!“ Solche Objekte summierten sich in | |
meinem Hinterkopf und jetzt, wo das Interesse der Öffentlichkeit geweckt | |
wurde, besteht die Chance, dieses Projekt zu verwirklichen. | |
Von Raubkunst in China wird wenig berichtet. Wird das Thema jetzt aktuell? | |
Genau, das kommt gerade erst! Der Kolonialismus in den afrikanischen | |
Ländern ist im Moment ein wichtiges Thema. Der deutsche Kolonialismus in | |
China war im Vergleich zwar räumlich und zeitlich begrenzt, aber nicht | |
weniger brutal. | |
Wie sieht es denn im Depot des Museums am Rothenbaum aus? | |
In der Sammlung sind sicher Cluster von Raubgut zu finden, aber es gibt | |
noch keine Statistik dazu. Es ist aber keineswegs so, dass alles, was in | |
einer Museumssammlung ist, illegal erworben wurde. | |
Wie kamen diese Objekte nach Hamburg? | |
Es gibt im Großen und Ganzen zwei Möglichkeiten: Einerseits hatten | |
Angehörige der deutschen Truppen, etwa die Offiziere oder Militärärzte, die | |
Möglichkeit, etwas mitzunehmen und so kleine Sammlungen anzulegen. | |
Anderseits reisten, als sich der Boxerkrieg anbahnte, auch europäische | |
Kunsthändler nach China. Die sahen da eine gute Gelegenheit, an chinesische | |
Kunst zu kommen. Denn die Soldaten verkauften geplünderte Kunstwerke sogar | |
vor der Tür der Beraubten. | |
28 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Julika Kott | |
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