# taz.de -- Neue Behörde fürs Einwandern | |
> Rot-Rot-Grün will aus der Ausländerbehörde ein Landesamt für Einwanderung | |
> machen | |
Von Tammo Kohlwes | |
Die Pläne der rot-rot-grünen Koalition, die Ausländerbehörde zum | |
eigenständigen „Landesamt für Einwanderung“ auszubauen, stoßen auf ein | |
geteiltes Echo. Innensenator Andreas Geisel (SPD) erklärte am Montag, mit | |
dem Umbau werde Berlin auf künftige Herausforderungen im Bereich der | |
Migration vorbereitet. Berlin brauche Zuzug, so Geisel: „Die Absicherung | |
der enorm wachsenden Bedarfe bei der Pflege im Alter oder im Bereich von | |
Handwerkerdienstleistungen ist ohne Zuwanderung in den Arbeitsmarkt gar | |
nicht mehr darstellbar. Durch die Gründung eines selbstständigen | |
Landesamtes soll die Ausländerbehörde zu einer echten Willkommensbehörde | |
fortentwickelt werden.“ | |
Über 400.000 Menschen sprechen jährlich bei der Ausländerbehörde vor, die | |
meisten von ihnen Erwerbstätige oder Studierende. Rund 430 bestehende | |
Stellen sollen im Zuge der Umstrukturierung aus der Landesbehörde für | |
Bürger- und Ordnungsangelegenheiten herausgelöst werden. Ob durch den Umbau | |
neue Arbeitsplätze entstehen werden, ist noch unklar. | |
Die Koalitionspartner signalisierten Unterstützung. Bettina Jarasch, | |
integrationspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, | |
erklärte, ihre Partei fordere schon lange den Umbau zu einer | |
integrationsfreundlichen Einwanderungsbehörde. „Dafür reicht es allerdings | |
nicht, die Behörde einfach auszugliedern.“ Wichtig sei eine neue | |
Behördenkultur. Mitarbeiter müssten geschult werden, rechtliche Spielräume | |
im Sinne der Einwanderer zu nutzen, „damit sie ihren Aufenthalt verfestigen | |
und sich hier integrieren können“. Dies werde aber nur gelingen, wenn die | |
Behörde auch personell aufgestockt werde, so Jarasch. | |
Martin Pallgen, Sprecher der Innenverwaltung, sagte der taz: „Berlin | |
braucht und will Einwanderung sowohl aus humanitärer Verpflichtung als auch | |
aus arbeitsmarktpolitischen Gründen.“ Durch die Namensänderung könne der | |
Wahrnehmungsfokus von der Flüchtlingsthematik zur Arbeitsmigration | |
verschoben werden. | |
In der Opposition teilt man diesen Optimismus nicht. Cornelia Seibeld | |
(CDU), Sprecherin für Integration, sagte: „Weder von der Ausländerbehörde | |
noch einer umbenannten Behörde wird ein wesentlicher Beitrag zur | |
Integration geleistet werden können.“ Die vorgestellten Änderungen blieben | |
vor allem Augenwischerei, zumal die Behörde auch weiterhin Abschiebungen | |
organisieren muss. Der neue Name erwecke deshalb einen falschen Eindruck. | |
Wann das Landesamt für Einwanderung kommt, ist offen – dass es kommt, hat | |
die Koalition nunmehr beschlossen. | |
27 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Tammo Kohlwes | |
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