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# taz.de -- „Man hat ja erst mal diesen klassischen Rollenwechsel“
> Was müssen künftige Autofahrer*innen derzeit für den Umgang mit
> Fahrradfahrer*innen lernen? Ein Fahrlehrer berichtet
Interview Frieda Ahrens
taz: Herr Borgmann, welche Regeln bringen Sie Ihren Fahrschülern für den
Umgang mit Fahrradfahrern bei?
Timo Borgmann: Das wichtigste ist der Seitenabstand: 1,50 Meter. Wenn man
einen Fahrradfahrer überholt, muss man aufgrund von Pendelbewegungen des
Fahrrads diesen Sicherheitsabstand einhalten. Die Autofahrer, die schon
einen Führerschein besitzen, halten sich da nicht so dran. Wir achten
darauf aber ganz penibel. Außerdem muss man beim Türöffnen auf einen
bestimmten Griff achten. Wenn die Schüler zur Fahrbahnseite aussteigen,
müssen sie mit der rechten Hand die Tür öffnen, damit die gleich einmal
nach hinten gucken, ob da ein Fahrradfahrer kommt.
Aber nur wenn man so parkt, dass man zur Straße die Tür aufmacht?
Sobald man bei einer Straße parkt. Man muss auch den Beifahrer darauf
hinweisen dann mit links die Tür zu öffnen. Es kann ja auch sein, dass der
Radweg auf dem Gehweg verläuft.
Wird das in der Prüfung kontrolliert?
Ja. Die TÜV-Prüfer sagen teilweise noch beim TÜV: So, jetzt kommen Sie nach
hinten und holen sich den Führerschein ab. Wenn der Schüler dann nicht
diesen Griff macht, dann gibt es echt einen Anschiss. Die wollen sehen,
dass du das Auto diebstahlsicher abstellst und diese Drehung nach hinten
beim Türöffnen machst. Da wird jetzt immer vermehrt drauf geachtet. Ich
hatte schon ein paar Mal die Situation, dass die Schüler die Tür einfach so
aufgemacht haben und fast ein Auto reingefahren ist, und wenn das am Ende
der Prüfung passiert, sieht das Ergebnis der Prüfung nicht gut aus.
Wie sehr halten sich die Schüler Ihrem Gefühl nach an diese Regeln?
Die Fahrschulen halten sich alle dran. Aber mit dem realen Verkehr hat das
nichts zu tun. Die fahren halt mit einem Seitenabstand von gefühlten zehn
Zentimetern an den Fahrradfahrenden vorbei. Egal ob PKW- oder LKW-Fahrer,
Hauptsache schnell vorankommen und ohne Rücksicht auf Verluste.
Sind die Fahrradfahrer oder die Autofahrer schlimmer?
Man hat ja erst mal diesen klassischen Rollenwechsel. Das kann man bei den
Schülern schon feststellen. Die kommen mit dem Fahrrad zur Fahrstunde,
regen sich tierisch über die Autofahrer auf. Sitzen die dann selber im
Auto, legt sich auf einmal der Schalter um, und die regen sich über die
Fahrradfahrer auf. Beide Parteien haben nicht viel Verständnis für die
andere Seite. Wenn beide einfach ein bisschen mehr gucken würden und ein
bisschen mehr Rücksicht aufeinander nehmen würden, wäre das überhaupt kein
Problem.
Sind die Fahrschulen da strenger geworden?
Ja, wir legen da noch mehr Wert drauf als früher. Die Schüler sollen
natürlich auch langfristig dran denken. Mir ist das auch schon passiert,
privat mit dem Fahrrad, dass eine ältere Dame die Tür aufgemacht hat und
ich da über die Tür gestiegen bin. Ich musste mich dann auch noch anmotzen
lassen von ihr, was ich denn so dicht an ihrem Auto vorbeifahre. Als wenn
sie das höhere Recht hätte, weil sie ein Auto fährt und ich nur ein
Fahrrad.
Hat die ältere Generation da nicht so das Gefühl für?
Na ja, es wird ja momentan mehr. Wir versuchen auf die jungen Leute
Einfluss zu nehmen. Vielleicht geben die das auch an ihre Eltern weiter. Es
ist ja so, wenn nach den ersten Fahrstunden die Blickführung diskutiert
worden ist, und die dann mit den Eltern fahren, verbessern die ihre Eltern
ja auch. „Ha hier hättest du einen Schulterblick machen müssen“, „Haha,…
hast nicht geblinkt“. Das ist ja quasi die schlimmste Phase für die Eltern,
wenn die Kinder gerade anfangen, Auto zu fahren. Aber das holt die
vielleicht auch noch mal auf den Boden der Tatsachen zurück, dass die ihre
eigene Fahrweise überdenken. Das ist gar nicht schlecht.
9 Feb 2019
## AUTOREN
Frieda Ahrens
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