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# taz.de -- berliner szenen: Und dann ist es Voodoo, alle zappeln
Samstagfrüh hatte uns der Nachtzug aus Wien ausgespuckt, nach einem
Geratter durch Tschechien und Polen bei Rotwein und zu wenig Schlaf.
Zu Hause lag eine Postkarte von R. im Briefkasten mit einem Foto der Gruppe
Ja, Panik vorne drauf. Gute Idee, die kann man ja auch mal wieder hören.
Dabei überlegen, was heute wohl los ist, bei Amstart gucken, aha, ein
Konzert im Festsaal Kreuzberg, der zwar nicht mehr schön alt ist, aber,
immer, wenn ich hingeh, so ein schön altes Publikum hat.
Ich liebe das alte Berliner Publikum. Freunde aus Singapur und Karlsruhe
erzählen immer von ihren Ageism-Erfahrungen beim Ausgehen. Berlin ist da
nicht so verklemmt. Ich sehe also das Konzert von Die Türen, warum nicht,
neues Album noch nicht gehört, frage R. nach Gästeliste, und dann schreibt
M., ob ich heute auch in den Festsaal gehe.
Wir verabreden uns am Späti in der Schlesischen, trinken, rauchen und
reden. Dann rein zur Band, wir rauchen und reden, obwohl ich eigentlich gar
nicht rauche, seit Jahren nicht mehr. Und dann ist es Voodoo, wir stehen
vorne und Die Türen machen so eine Wall Of Sound, dass ich an einen Besuch
in München denke in den 90ern, in einem Goa-Club im Gewerbegebiet, und
genau so ist es jetzt, und alle zappeln, weil sie müssen, und Stroboskop,
und dann gehen wir raus und pinkeln hinter einen Mercedes und trinken und
rauchen weiter und reden und reden, und dann wird mit schlecht, denn ich
bin nicht mehr sechzehn.
N. und S., besorgt und reizend, fahren mich mit dem Auto heim, huh,
Wedding, sagen sie und keine Ahnung, wo wir sind. Keine Panik, sage ich,
genau am Leopoldplatz, hier schlafen immer so obdachlose Familien und
rauben nachts die Autos an der Ampel aus. War ein Witz. N. klackt die
Zentralverriegelung runter.Kirsten Reinhardt
16 Feb 2019
## AUTOREN
Kirsten Reinhardt
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