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# taz.de -- die wortkunde: Gender-Sternchen
Der kleine Star, der sich auch hier in der Zeitung in bestimmte Wörter
reinslided, das sogenannte Gendersternchen, wurde zum Anglizismus des
Jahres gekürt. Für all jene, die ihr life 2018 unter einem Stein verbracht
haben, hat die Jury rund um Dr. Anatol Stefanowitsch von der FU Berlin noch
eine Erklärung mitgeliefert. Beim Gendersternchen handelt es sich um ein
„typografisches Zeichen (*), das bei Personenbezeichnungen zwischen der
männlichen und der zusätzlich angefügten weiblichen Endung gesetzt wird, um
neben Männern und Frauen auch Menschen mit anderer geschlechtlicher
Identität miteinzubeziehen und sichtbar zu machen.“ Auf Denglisch
übersetzt: Das Gendersternchen ist woke af. Deswegen besitzt es auch die
superpower, rechte Hater und Social Bots augenblicklich zu triggern.
Angeblich, weil es ihr geliebtes bae Deutsch ruiniert. Der eigentliche
Grund aber ist, dass sie sich sofort in ihrer fragile masculinity verletzt
sehen, wenn sich die ganze Welt einmal nicht um heterosexuelle weiße Männer
wie sie dreht. Like if you cry everytime.
Lit fand die Jury das Gendersternchen dann auch gerade eben wegen der
„zentralen Bedeutung, die es in der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem
schwierigen und heftig umstrittenen Thema der sprachlichen Gleichbehandlung
aller Geschlechter eingenommen hat und wohl auch weiter einnehmen wird.“
Der Anglizismus des Jahres ist also immer auch ein Spiegelbild des
gesellschaftlichen Klimas. We live in a society und so. 2016, als die
US-Präsidentschaftswahl stattfand, gewann Fake News. 2015, als eine
Millionen Geflüchtete nach Deutschland kamen, Refugees Welcome. Und 2018,
in Zeiten von #metoo und Diversity, halt das Gendersternchen.
Finally ist es noch eine Erwähnung wert, dass das Gendersternchen wegen
seinem deutschen Zweitglied eigentlich nur ein Scheinanglizismus ist. Hat
die Jury etwa ihre Facts nicht gechecked? Hol’ up, so ganz einfach ist es
dann doch wieder nicht. Denn gerade ebendadurch, dass im Laufe der letzten
Jahre aus dem Begriff Genderstar das Gendersternchen wurde, zeige sich laut
Jury, dass Lehnwörter aktiv zur Bildung neuer Wörter verwendet werden.
Anglizismen wrecken die deutsche Sprache also nicht, sondern sorgen dafür,
dass sie weiterlebt. Nice. Maxime Weber
30 Jan 2019
## AUTOREN
Maxime Weber
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