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> Novak Djokovic gewinnt die Australian Open. Im Finale hat der Serbe den | |
> Spanier Rafael Nadal nicht etwa nur besiegt, sondern schlicht vom Platz | |
> gefegt | |
Bild: Der Mann, der Schläger fliegen lässt: Novak Djokovic | |
Aus Melbourne Doris Henkel | |
„Meine Damen und Herren“, rief der Zeremonienmeister, „begrüßen Sie mit… | |
den unangefochtenen König der Rod Laver Arena im Melbourne Park.“ Beifall | |
prasselte auf den König hernieder, der so fit und forsch aussah, als wolle | |
er die Welt aus den Angeln heben. Keine Frage, Novak Djokovic hatte noch | |
reichlich Sprint im Tank, als er am Sonntagabend als Sieger der Australian | |
Open auf das Podium stieg, nach einem Erfolg in wenig mehr als zwei Stunden | |
gegen den langjährigen Rivalen Rafael Nadal (6:3, 6:2, 6:2). Mit dem | |
siebten Titel ist er nun der erfolgreichste Spieler der Geschichte des | |
Turniers, aber an diesem Abend ging es weniger um diese Zahlen als um den | |
Eindruck unerwartet großer Überlegenheit. | |
Wäre es kein Tennisspiel, sondern ein Mittelstreckenlauf gewesen, könnte | |
man es so beschreiben: Djokovic stürmte mit dem Startschuss los, hatte nach | |
der Hälfte der ersten Runde schon 30 Meter Vorsprung und baute diesen | |
Vorsprung mit raumgreifenden, entschlossenen Schritten sekündlich weiter | |
aus. Genau das habe er vorgehabt, sagte er hinterher, angesichts der | |
Leistung des Konkurrenten in den Runden zuvor habe er gleich ein Zeichen | |
setzen wollen. Aber war der Rückstand von Nadal so groß, weil sich Djokovic | |
in überragender Form präsentierte? Oder gab es irgendein Problem bei dem | |
Spanier, mit dem der andere nichts zu tun hatte? | |
Jedenfalls dominierte der Serbe die Partie in allen Belangen, leistete sich | |
nur 9 unerzwungene Fehler gegenüber 34 direkten Gewinnschlägen, und dabei | |
drücken die Zahlen das Erscheinungsbild nicht mal annähernd angemessen aus. | |
Nadal hatte im Lauf des Turniers nicht einen Satz verloren, er hatte das | |
Halbfinale gegen den Griechen Stefanos Tsitsipas in beeindruckender Form | |
gewonnen, und nun war er chancenlos. In den zwei Stunden und zwei Minuten | |
der verblüffend einseitigen Partie hatte Nadal zu Beginn des dritten Satzes | |
einen einzigen Breakball – auch das beschreibt das Geschehen. Die | |
serbischen Fans auf der Plaza vor der Rod Laver Arena feierten jeden | |
Punktgewinn ihres Mannes, das Publikum im Stadion sah mit gedämpfteren | |
Emotionen zu. Keine Frage, die Leute hatten sich eine Partie wie das | |
legendäre Finale der beiden von vor sieben Jahren oder wie das Halbfinale | |
vom vergangenen Jahr in Wimbledon erhofft, aber Djokovic war daran nicht im | |
Geringsten interessiert. Nadal verlor zum ersten Mal in seiner Karriere das | |
Finale eines Grand-Slam-Turniers in drei Sätzen, und man sah ihm an, wie | |
enttäuscht er war. | |
Zur Frage, ob Djokovic je besser gegen ihn gespielt habe, meinte er: „Er | |
war fantastisch, aber um ihn schlagen zu können, wenn er so spielt, hätte | |
ich ein bisschen mehr gebraucht. Dazu war ich physisch einfach nicht in der | |
Lage.“ Und hatte Djokovic den Eindruck, je besser gegen den Spanier | |
gespielt zu haben? „In Anbetracht der Umstände und der Bedeutung: | |
wahrscheinlich nicht.“ Man konnte es sehen – der Gedanke gefiel ihm. | |
28 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Doris Henkel | |
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