# taz.de -- sportplatz: Am Ende fliegen die Fäuste | |
> Eisbären treffen auf Tabellenführer Adler Mannheim, stecken eine | |
> 0:7-Niederlage ein und pöbeln herum | |
Von David Joram | |
Schlägereien gehören zu einem Eishockeyspiel wie die schwarze Scheibe, die | |
sich Puck nennt. Wenn es Dinge zu klären gibt, für die das Schmähvokabular | |
nicht mehr ausreicht, fliegen halt die Fäuste. So geschehen auch am | |
Freitagabend, als die kriselnden Eisbären Berlin den Tabellenführer der | |
Deutschen Eishockey-Liga, die Adler Mannheim, empfingen. | |
38 Minuten waren in der ausverkauften Arena am Ostbahnhof gespielt – die | |
Berliner lagen hoffnungslos mit 0:4 zurück, weil sie genauso hoffnungslos | |
unterlegen waren –, da schaltete Louis-Marc Aubry in den Kampfmodus. Dem | |
Mannheimer Torwart Chet Pickard schlug er mit seinem Schläger den Puck aus | |
der Hand, was grundsätzlich eine grobe Unsitte ist. | |
Anschließend sahen 14.200 Zuschauer, wie sich Aubry mit Pickards | |
aufgebrachtem Teamkollegen Markus Eisenschmid einen wilden Faustkampf | |
lieferte. Beide Spieler wälzten sich raufend über das Eis, selbst die | |
Schiedsrichter, die sich wie nasse Säcke über sie warfen, vermochten sie | |
zunächst nicht zu trennen. Aubry, der seinen Helm verlor, wurde für diese | |
Aktion für die restliche Spielzeit ausgeschlossen. Der 27-Jährige aus dem | |
kanadischen Städtchen Trois-Rivières schäumte vor Wut – und trat beim Gang | |
in die Kabine wild um sich. | |
Es war nicht die einzige Szene, die zeigte, wie tief der Frust bei den | |
Eisbären saß. 0:7 unterlagen sie am Ende, so hoch hatten die Berliner seit | |
dem Auszug aus dem altehrwürdigen Wellblechpalast noch kein Heimspiel | |
verloren. Nach der fünften Niederlage in Folge stellte sich mehr denn je | |
die Frage, ob Stéphane Richer, zugleich Trainer und Sportdirektor, der | |
Situation noch gewachsen ist. „Ich bin ein Kämpfer, ich habe mein ganzes | |
Leben lang gekämpft“, entgegnete Richer, der jedoch eine verheerende Bilanz | |
vorzuweisen hat – auf mehreren Ebenen. | |
Zunächst verpflichtete Richer im Sommer Clément Jodoin als Nachfolger von | |
Vizemeister-Coach Uwe Krupp, den es nach Prag gezogen hatte. Über die | |
Personalie Jodoin sagte Richer damals: „Ich kenne ihn schon etwas länger. | |
Mit seiner positiven Einstellung und seinem Optimismus wird er viel Schwung | |
in unsere Kabine bringen.“ | |
Spätestens Ende Dezember, die Eisbären zeigten unter Jodoin mehr schlechte | |
als gute Spiele, war der Schwung schon wieder weg, Richer tauschte den | |
Coach aus – und sitzt seither selbst auf der Bank. Das Problem: Unter dem | |
52-Jährigen spielen die Berliner noch schlechter. Gegen Mannheim fuhr der | |
Trainer Richer die siebte Niederlage im elften Spiel ein, nur ein Duell | |
konnte er nach der regulären Spielzeit gewinnen. Die Fans „ham die Schnauze | |
voll“, wie sie nach dem 0:7 skandierten. Ihre lautstarke Forderung: | |
„Schmeißt doch mal den Trainer raus!“ Doch so einfach ist das eben nicht, | |
weil der Sportdirektor ja auch Richer heißt. Der sagte nach dem 0:7: „Ich | |
bin sehr enttäuscht und sauer.“ Zudem dies: „Von den alten Spielern habe | |
ich mehr erwartet. Es sind die erfahrenen Spieler, die Fehler gemacht | |
haben.“ | |
Dabei sah es in der Anfangsphase gar nicht so schlecht aus. Die Eisbären, | |
die zehn Spieler ersetzen mussten, hatten sogar ein paar brauchbare | |
Tormöglichkeiten – die sie aber kläglich vergaben. In der 10. und 13. | |
Minute machten es die Mannheimer wesentlich besser, insbesondere das zweite | |
Tor durch David Wolf, der den Puck seinem Gegenspieler Marcel Noebels wie | |
einem Schlittschuhanfänger durch die Beine schob und lässig ins Tor traf, | |
zeigte einen Klassenunterschied auf. Die Berliner, in deren Kader sieben | |
Spieler unter 23 Jahren standen, brachen in der Folge regelrecht ein. Nur | |
Louis-Marc Aubry wehrte sich nach besten Kräften – nur leider ein bisschen | |
zu kräftig. | |
21 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
David Joram | |
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