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# taz.de -- Meike Laaff Mitarbeiter der Woche: Dieter Gorny
Am 1. Dezember 1993 startete Viva – der erste deutsche Musiksender. Der
Kopf dahinter, Dieter Gorny, examinierter Musiklehrer, ehemaliger
Orchestermusiker und Gründer der Pop-Messe Popkomm, war wenige Monate zuvor
40 Jahre alt geworden. Nicht gerade das perfekte Alter, um den Teens und
Kidz, wie Bravo diese 12- bis 20-jährige Zielgruppe nannte, das zu geben,
was sie wollten. Funktioniert hat es trotzdem: Viva wurde ein Erfolg. Nun,
gut 25 Jahre später, wurde der Sender eingestellt. Seit dem 31. Dezember
2018 ist Viva Geschichte.
Viva, das war in den 90ern die Zentrale der deutschen Popkultur. Es war der
Sender, der den Erwachsenen zu schnell geschnitten war. Er war perfekt für
Jugendliche, die noch nicht genug Englisch beherrschten, um MTV zu gucken,
aber auch keinen Bock mehr hatten auf die 3,5 Musikvideos, die das
Öffentlich-Rechtliche in der Sendung „Formel 1“ zeigte. Viva, das war das
breite Grinsen von Heike Makatsch, das waren die unverschämten
Klassenkasper-Witzchen von Stefan Raab und – für alle, denen das etwas
später zu mainstreamig war – war das auch die unterkühlte Coolness-Pose von
Charlotte Roche.
„Zu Geil für diese Welt“ von den Fantastischen Vier war das erste
Musikvideo, was bei Viva lief. Heute machen die Fantas müde
Gute-Laune-Songs mit Clueso, und wo man Viva zuletzt empfangen konnte,
wusste eigentlich auch niemand mehr. Viva hat seinen Zenit überschritten,
längst schon. Musikfernsehen läuft heute im Netz. Jederzeit kann jeder noch
so nischige Geschmack bedient werden. Es gibt Spotify und andere
Streaming-Plattformen. Es gibt Empfehlungsalgorithmen, die neue Bands und
Songs aufstöbern. Wozu braucht es da noch einen linearen
Musikfernsehsender? Parallel dazu haben sich neue Referenzpunkte in die
Jugendkultur eingemogelt. YouTuber, Computerspiele, Meme – es ist längst
nicht mehr nur die Musik, die Jugendliche prägt.
Dieter Gorny war natürlich ein Fuchs und hat Viva schon vor Jahren
verkauft. Zum Aus des Senders sagte er dem Branchendienst DWDL gerade:
„Viva hat fast alle sozialisiert, die heute schreiben und denken.“
Das ist wahrscheinlich ein bisschen übertrieben. Aber nicht sehr.
2 Jan 2019
## AUTOREN
Meike Laaff
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