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# taz.de -- das portrait: Tjark Goergeswill neue Regeln für Nationalparks
Bild: Seit 2016 Bürgermeister der Insel Juist: Tjark GoergesFoto: Gemeinde Jui…
Hier schießt der Chef selbst. Jann Bengen, CDU-Ratsherr und
Ratsvorsitzender der kleinsten ostfriesischen Insel Baltrum, ist im
Hauptberuf Hotelier und Freizeitjäger. In letzterer Funktion schießt er
Vögel und Gänse im Nationalpark niedersächsisches Wattenmeer für die
Speisekarte seines Hotelrestaurants. Fasan an Sanddornsauce mit Rotkraut
und Kartoffelrosetten.
Bengen behauptet in Pressegesprächen, die Jagd im Wattenmeer, immerhin
deutsches und europäisches Schutzgebiet, drohe eingeschränkt zu werden.
Obwohl das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hinter dem Rücken
des Umweltministeriums die Jagdpachten im Wattenmeer für vier Inseln –
darunter Baltrum – für neun Jahre erneuert hat, forderte CDU-Mann Bengen im
Baltrumer Rat den Ausstieg aus dem Nationalpark.
Seine CDU-Freunde auf der ostfriesischen Insel Juist sehen das ähnlich, so
berichtete jedenfalls die dortige Inselpresse. Laut Bericht wollen sie
„eine nachhaltige Entwicklung im Einklang mit der Natur“ ermöglichen. Die
Anwendung des Nationalparkgesetzes würde dies aber verhindern. Am 13.
Dezember soll die CDU-Ratsfraktion in einer Gemeinderatssitzung die
Verwaltung Juists aufgefordert haben, den Ausstieg aus dem Nationalpark
rechtlich abklären zu lassen.
Der parteilose Bürgermeister von Juist, Tjark Goerges, stellt gegenüber der
taz klar: „Die entsprechende Pressemeldung über den CDU Antrag ist falsch.
Niemand will aus dem Nationalpark aussteigen.“ Aber, so der Bürgermeister,
das Nationalparkgesetz entspreche nach über zwanzig Jahren nicht mehr den
Bedürfnissen der Insulaner. Goerges fordert ein Gespräch zwischen
Nationalparkverwaltung, Umweltministerium und Inselvertretern.
Die kleinen Inseln, insbesondere Juist und Baltrum, seien gegenüber den
größeren Inseln und schon gar gegenüber den Nachbarländern,
Schleswig-Holstein, Niederlande und Dänemark im Nachteil, erklärt der
Juister Bürgermeister. Zum einen würden in den Nachbarländern der Schutz
des Wattenmeeres nicht so restriktiv betrieben, zum anderen seien auf Juist
die Flächen und damit die Handlungsmöglichkeiten schlichtweg begrenzt.
Konkret fordert er für seine Insel neue Wege für Reiter, ein Angebot für
Kitesurfer, die Erlaubnis für Segler, weiterhin im Wattenmeer trocken zu
fallen, mehr Flächen für Ausgleichsmaßnahmen auch im Nationalpark sowie
vertretbare Möglichkeiten, Hafenschlick zu verklappen.
„Wir müssen den Insulanern und unseren Gästen Angebote machen, sonst steht
unsere Insel vor dem Ausverkauf“, meint der Bürgermeister, der bis zu
seiner Wahl 2016 Referent für Nachhaltigkeit bei der Rewe Group war. Auf
Juist würden zwar die Gästezahlen steigen – aber nur in der Altersgruppe
der über Vierzigjährigen. Thomas Schumacher
4 Jan 2019
## AUTOREN
Thomas Schumacher
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