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# taz.de -- Steilshoops Zentrum vergammelt
> Mieterverein sieht schwere Mängel etwa beim Brandschutz. Rund zweihundert
> MieterInnen betroffen
Von Sebastian Grundke
Im Streit um die vernachlässigten Immobilien des Einkaufszentrums von
Steilshoop ist der Mieterverein zu Hamburg gemeinsam mit betroffenen
Mietern vor Weihnachten in die Offensive gegangen. Auf einem Pressetermin
in den Gemeinderäumen der Martin-Luther-King-Kirche kritisierte Wilfried
Lehmkuhl, Jurist beim Mieterverein, den Umgang des Eigentümers Fortuna
Immobilien mit den Häusern scharf: „Die Brandschutztüren in den Häusern
sind in einer jämmerlichen Verfassung“, sagte er.
## 200 MieterInnen betroffen
Des Weiteren bestehe wegen defekter Wasserleitungen die Gefahr, dass sich
Deckenplatten mit Wasser vollsaugen und dann herunterfallen. „Die Behörden
müssen einschreiten und die Mängel abstellen“, sagte er.
Betroffen seien rund zweihundert MieterInnen in den Türmen des
Einkaufszentrums Steilshoop am Schreyerring. Die Fortuna Immobilien des
dänischen Investors Henrik Nygaard Johansen hat das Einkaufszentrum mit
den beiden Wohntürmen vor zwölf Jahren erworben. Damals stand der Bau einer
Straßenbahn in Steilshoop im Raum. Sie hätte das Viertel aufgewertet. Doch
gebaut wurde sie nie.
Stattdessen verfallen die Häuser zusehends: Die Mieter klagen über
Schimmel, Schmierereien im Treppenhaus, kaputte Lüftungen, defekte Aufzüge,
Bettwanzen und anderen Insektenbefall.
Pastor Andreas Holzbauer, Vorsitzender des Stadtteilbeirats Steilshoop,
hält Gier für ein mögliches Motiv: „In den Nebenkostenabrechnungen der
Wohnungen zeigt sich, dass der Vermieter viel Geld aus den Wohnungen presst
und wenig investiert“, sagte er. Seitdem der Investor das Gebäude besitze,
sei das Problem akut.
Doch viele Mieter wehren sich nicht gegen die Missstände – aus Angst, dann
auf der Straße zu sitzen: Wer sich beschwert, das berichten Betroffene, dem
wird gedroht – oder gleich gekündigt. Hinzu kommt, dass manche der
betroffenen Mieter Hartz-IV-Empfänger sind: Sie können sich einen
kostspieligen Rechtsstreit nicht leisten. Und ob sie Anspruch auf
Prozesskostenhilfe haben, ist oft nicht sicher.
Der SPD-Distriktsvorsitzende Oliver Kretschmann fordert deshalb Zugang zu
den Wohnungen der Betroffenen: „Ich wünsche mir, dass die Jobcenter
überprüfen können, wie der Zustand der Wohnungen ist“, sagte er. Dann
könnten Mängel festgestellt und innerhalb der Behörden kommuniziert werden.
„Bei einer Gesundheitsgefährdung, etwa durch Schimmelbefall, wäre das ein
Weg, die Mieter zu schützen“, sagte er.
Längst ist der Zustand des Einkaufzentrums und der Wohnungen in den
dazugehörigen Häusern keine reine Privatsache mehr: Wie die Bild im
September berichtete, hat Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) einen Brief
an Fortuna-Geschäftsführer Johansen geschrieben. Darin mahnt er eine Lösung
für die Probleme gemeinsam mit dem Bezirk an und fordert Johansen auf,
einen Käufer für die Immobilie zu suchen.
## „Häuser notfalls räumen“
Auch anderweitig hat sich die Politik bereits über die Presse in den
Konflikt eingeschaltet: Sandro Kappe, Bezirksabgeordneter der CDU in
Steilshoop, hatte schon im Februar im Hamburger Wochenblatt gefordert, die
Häuser notfalls zu räumen.
Die Fortuna Immobilien selbst hält sich in dem Konflikt weiterhin bedeckt.
Bislang sind keine öffentlichen Stellungnahmen zu dem Thema bekannt. Auch
auf taz-Anfrage war sie nicht zu erreichen.
28 Dec 2018
## AUTOREN
Sebastian Grundke
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