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# taz.de -- wie machen sie das?: Der Lügen-detektor
Marco Löw, 43, ist ehemaliger Kriminalbeamter und hat tausende Verdächtige
verhört. Heute lehrt er in Büchern, Vorträgen und Seminaren, wie jeder
einen Lügner überführen kann.
taz am wochenende: Herr Löw, als ehemaliger Kriminalbeamter wissen Sie
genau, woran man einen Lügner erkennt. Wie machen Sie das?
Marco Löw: Mit dem Prinzip der redundanten Wahrnehmung. Dazu nehme ich das
Gegenüber auf mehreren Ebenen gleichzeitig wahr. Ich achte zum Beispiel auf
die Körpersprache, die Mikromimik und das, was die Person sagt. Dadurch
wird es unwahrscheinlicher, das Verhalten der Person falsch zu
interpretieren. Denn ein wirklich guter Lügner schafft es vielleicht auf
einer Ebene zu täuschen, aber nicht auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Das
würde sein Gehirn kognitiv überfordern.
Den perfekten Lügner gibt es also nicht?
Nein. Der perfekte Lügner müsste während eines Gesprächs nicht nur seine
gesamte Körpersprache fest im Griff haben, sondern auch sämtliche
Bewegungen seiner Gesichtsmuskeln, das Klangbild seiner Stimme, seine
Atmung, seine Wortwahl, seine Argumentation, muss Logikfehler vermeiden,
und das alles unter Zeitdruck. Jeder Lügner scheitert an einem anderen
Punkt, aber scheitern tun sie alle.
Was unterscheidet die Mikromimik von der Körpersprache?
Die allgemeine Körpersprache lässt sich manipulieren, was zu
Fehlinterpretationen führen kann. Bei der Mikromimik wird das schon
schwieriger bis hin zu unmöglich. Das können zum Beispiel minimale
Bewegungen der Gesichtsmuskeln sein, ein Zucken etwa. Gesteuert werden sie
größtenteils durch das autonome Nervensystem, also auf der unbewussten
Ebene. Dadurch zeigt der Beobachtete unfreiwillig sein wahres Gesicht.
Kann man eigentlich wirklich an der Nase sehen, ob jemand lügt?
Das ist der sogenannte Pinocchio-Effekt. Er wurde bei der Befragung von
Bill Clinton in der Lewinsky-Affäre entdeckt und wissenschaftlich
untersucht. Clinton hat sich während der Befragung besonders häufig an die
Nase gefasst. Durch erhöhten Blutfluss in einer Stresssituation werden die
feinen Äderchen im Bereich der Nase stärker durchblutet, was zum
permanenten Jucken der Nase führen kann, aber nicht muss. Einen Lügner
überführt man dadurch jedoch nicht automatisch. Da spielen immer mehrere
Kriterien eine Rolle.
Können Sie noch ein Gespräch führen, ohne darauf zu achten, ob Ihr
Gegenüber Sie anlügt?
Natürlich habe ich auch ein Privatleben, in dem ich meinen Radar abschalte
– und das ist auch gut so. Interview: Tim Blumenstein
8 Dec 2018
## AUTOREN
Tim Blumenstein
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