# taz.de -- heute in hamburg: „Es gibt keine globale Gerechtigkeit“ | |
Interview Hannah Maatallaoui | |
taz: Herr Zater, was bedeutet eigentlich „globale Gerechtigkeit“? | |
Salah Zaher: Es gibt gar keine globale Gerechtigkeit. Denn: Gerecht wäre | |
es, wenn alle Menschen auf der Welt die gleichen Rechte hätten. Unabhängig | |
davon, welche Religion sie haben oder welchem Land sie wohnen. Aber das ist | |
nicht so. | |
Welche Rechte sehen Sie denn als unabdingbar an? | |
Alle Menschen sollten auf jeden Fall entscheiden dürfen, wohin sie sich | |
bewegen. Sie sollten die Chance auf Bildung bekommen und arbeiten dürfen. | |
Für mich bedeutet Gerechtigkeit, dass alle Menschen unter denselben | |
Bedingungen leben. Dazu zählt natürlich auch, dass niemand in Armut leben | |
muss. Wir haben das Recht auf ein Leben ohne Krieg und dazu, unsere Zukunft | |
selber zu bestimmen. | |
Wurden Sie selbst schon ungerecht behandelt? | |
Auf jeden Fall. Ich organisiere die heutige Podiumsdiskussion zum Thema | |
globale Gerechtigkeit, weil ich selber als kritischer Journalist und | |
Menschenrechtsaktivist meine Heimat Libyen verlassen musste. Ich lebe jetzt | |
seit ein paar Jahren in Deutschland und sehe immer noch Ungerechtigkeit. | |
Ich sehe sehr viele Menschen aufgrund von Kriegen und der Politik der | |
großen Mächte leiden und sterben. Das ist der Grund, warum ich für | |
Gerechtigkeit und Frieden kämpfe. Vor allem kämpfe ich auch für die | |
Menschen, die Unrecht erfahren. | |
Sie haben selbst schon Unrecht erfahren, aber lassen sich davon nicht | |
kleinkriegen? | |
Ich versuche, durch meinen Aktivismus Menschen zusammenzubringen. Ich rede | |
mit ihnen über Politik und die politische Situation in ihren Heimatländern | |
– versuche, ihnen eine Plattform zu bieten. Außerdem versuche ich, das Leid | |
anderer sichtbar zu machen. Wir Menschen, die für Menschenrechte und die | |
Medien arbeiten, sehen es als Auftrag an, auf die Missstände aufmerksam zu | |
machen. | |
Wer ist denn aus Ihrer Sicht für die Missstände verantwortlich? | |
Vor allem die Staaten, die Waffen liefern und Interessenkonflikte auf | |
Kosten der Zivilbevölkerung austragen. | |
Wie geht es Ihnen in Deutschland? | |
Ich lebe zwar jetzt in Deutschland und muss mich nicht mehr vor Kriegen | |
schützen, aber meine Heimat, Libyen, ist mittlerweile ein kaputter Staat. | |
Die Menschen dort leiden immer noch. Ich möchte Ihnen hier eine Stimme | |
geben. | |
5 Nov 2018 | |
## AUTOREN | |
Hannah Maatallaoui | |
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