| # taz.de -- taz🐾sachen: Ciao, Piazza allo Filterkaffee! | |
| Gilt manchem das Blut der Adligen immer noch als blau, so steht fest: Das | |
| des Zeitungsmacherproletariats ist schwarz. Tag und Tempo einer | |
| Nachrichtenredaktion lassen sich nur mit fortlaufender Koffeinzufuhr | |
| durchhalten, und da die intravenöse Verabreichung von Kaffee noch keine | |
| Marktreife erreicht hat, ist auch in der taz die Kaffeemaschine das wahre | |
| Herz des Hauses. | |
| Dessen Schlag beginnt morgens mit dem leisen Bollern der Schubladen mit den | |
| weißen Porzellanbechern. Da diese direkt unter der Maschine liegen, teilt | |
| sich hier die Belegschaft in Softies („Darf ich mal kurz an die Tassen?“) | |
| und Rowdys (durch mehr oder minder sanfte Schubbewegung darauf aufmerksam | |
| machen, dass man im Weg steht). Diese Dichotomie setzt sich fort beim Thema | |
| Nachschub: Es gibt diejenigen, die brav frischen Kaffee für alle aufsetzen | |
| (2 Löffel, 1 Kanne Wasser), und andere, die nölend in Richtung Teekessel | |
| abdrehen, finden sie alle vier Kaffeekannen leer vor. Das Monstrum mit dem | |
| klangvollen Namen Bravilor Bonamat – hieß so nicht einer der Ritter der | |
| Tafelrunde? – legt aber nicht nur Motivationsgefälle bloß. Es ist der Ort, | |
| an dem man einerseits immer dieselben (weil selber Biorhythmus in Sachen | |
| Koffeinbedürfnis) und doch immer andere trifft; eine Art Piazza, nur dass | |
| man hier keinen überteuerten Doppio trinkt, sondern ehrlichen, brühheißen, | |
| magengeschwürverdächtigen Filterkaffee. | |
| Im neuen taz-Haus wird es nicht mehr eine, sondern viele separate | |
| Kaffeeküchen geben. Genossen im Geiste bleiben wir hoffentlich trotzdem. | |
| joro | |
| 2 Nov 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Johanna Roth | |
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