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# taz.de -- „Militante Strukturen“
> Einer der Podiumsgäste der AfD in der Bürgerschaft war Benedikt Kaiser.
> Wer das ist, erklärt Volkmar Wölk, Rechtsextremismus-Experte und
> Buchautor
Interview Sebastian Heidelberger
taz: Herr Wölk, wer ist Benedikt Kaiser, der unter anderem am Donnerstag
Podiumsgast der AfD in der Bremer Bürgerschaft war?
Volkmar Wölk: Benedikt Kaiser kommt von der extremen Rechten und ist dort
heute noch immer aktiv. Zunächst war er in der regionalen
Kameradschaftsszene, dann im sogenannten „Freien Netz“, einem
Zusammenschluss von Neonazistrukturen vor allem in Sachsen, Thüringen und
Franken. Bekannt sind Kaisers enge Kontakte zu führenden Repräsentanten des
Chemnitzer Ablegers des „Freien Netzes“, der späteren „Nationalen
Sozialisten Chemnitz“.
Was sind das für Vereinigungen?
Es handelte sich um hochgefährliche, militante Strukturen. Nicht ohne Grund
sind die Nationalen Sozialisten Chemnitz 2014 durch den Sächsischen
Innenminister verboten worden. Über Jahre war dies der wichtigste regionale
Zusammenschluss von Neonazis, er verfügte auch über erheblichen Einfluss
innerhalb der NPD Sachsens. Gerade an der Gruppe in Chemnitz, in deren
engeren Umfeld sich Kaiser bewegte, lässt sich zeigen, dass trotz aller
Namenswechsel eine personelle Kontinuität in der Szene gewährleistet war,
die für Stabilität sorgte.
Überrascht Sie, dass die AfD ihn eingeladen hat?
Nein, das ist wenig überraschend und eher konsequent. Der Bremer
Landesverband gilt in der AfD als deutlicher Rechtsausleger. Die
Verbindungen zu den Identitären sind eng und notorisch – trotz
entsprechender Unvereinbarkeitsbeschlüsse.
Es heißt, dass Kaiser auch Verbindungen ins NSU-Umfeld habe. Stimmt das?
Es lässt sich natürlich nicht nachweisen, dass Kaiser vom NSU vor dessen
Selbstenttarnung wusste. Aber es ist festzuhalten, dass wichtige Personen
des „Freien Netzes“ wie Ralf Wohlleben, Thomas Gerlach und andere in die
Taten des NSU verstrickt waren oder deutliche Verbindungen zu dessen
Unterstützerszene hatten. Ebenfalls in diesem Umfeld bewegte sich auch Eric
Fröhlich. Mit ihm gemeinsam hat Kaiser 2013 das Buch „Phänomen
Inselfaschismus“ verfasst, das die entsprechenden Bewegungen in Irland und
Großbritannien von 1918 bis 1945 porträtierte.
Wo ist Benedikt Kaiser heute politisch aktiv?
Er kann inzwischen fraglos als einer der wichtigeren jüngeren Theoretiker
der Neuen Rechten in Deutschland bezeichnet werden. Er arbeitet beim
Antaios-Velrag von Götz Kubitschek, schreibt für dessen Zeitschrift
Sezession und hat enge Verbindungen zu Philip Stein, dem Kopf der
neurechten Lobby-Gruppe „Ein Prozent“ und dessen Jungeuropa-Verlag. Sein
Schwerpunkt sind rechte Europavorstellungen sowie vor allem die Verknüpfung
der „nationalen Frage“ mit der sozialen. Letzteres unter intensiver
Rezeption sowohl der Theoretiker der europäischen Konservativen Revolution
als auch der französischen Nouvelle Droite.
Eine Langfassung des [1][Interview]s inden Sie auf taz.de
27 Oct 2018
## LINKS
[1] /Volkmar-Woelk-ueber-Podiumsgaeste-der-AfD/!5545835/
## AUTOREN
Sebastian Heidelberger
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