# taz.de -- heute in hamburg: „Ich lebe in ständiger Angst“ | |
Interview: Hannah Maatallaoui | |
taz: Frau Auerbach, was ist los in Mexikos Minen? | |
Cristina Auerbach: Probleme treten besonders in kleineren Zechen auf, wo | |
heute Kohle gefördert wird, wie in Deutschland zu Beginn des vorletzten | |
Jahrhunderts. Die damals eingesetzten Presslufthammer werden in Mexiko bis | |
heute verwendet. Solche veralteten Methoden stellen eine Gefahr für Leben | |
und Gesundheit dar. Schächte werden unzureichend abgesichert, sodass | |
ständige Einsturzgefahr besteht. Zwischen den Jahren 2000 und 2017 sind | |
mehr als 3.000 Bergarbeiter in Kohlegruben umgekommen. | |
Wie gehen die Minenbetreiber mit Sicherheitsstandards um? | |
In den meisten Zechen werden gesetzlich geregelte Arbeitsrechte und | |
Sicherheitsstandards nicht eingehalten. Dank des Einsatzes von | |
Menschenrechtsverteidiger*innen ist kürzlich erstmals die Existenz illegal | |
betriebener Zechen anerkannt worden. | |
Beschwert sich darüber niemand? | |
Im Februar 2006 explodierte die Zeche Pasta de Conchos, 65 Bergarbeiter | |
starben dabei. Es war das erste Grubenunglück, bei dem die Betroffenen | |
Gerechtigkeit einforderten. Aufgrund der fehlenden Antwort der Justiz ist | |
der Fall dieses Jahr von der Interamerikanischen Kommission für | |
Menschenrechte angenommen worden. Das ist ein großer Schritt, da der Staat | |
jetzt gezwungen ist, Verantwortung zu übernehmen. | |
Wer betreibt die Minen? | |
Der Staat vergibt die Lizenzen für die Kohleförderung, aber er ist auch für | |
die Einhaltung von Arbeitsrechten, Sicherheitsstandards und Umweltauflagen | |
zuständig. Hinzu kommt, dass die staatliche Elektrizitätsgesellschaft die | |
Kohle aufkauft und sich viele der illegalen Zechen in den Händen von | |
Bürgermeistern und Lokalpolitikern befinden. Das heißt: Der Staat steht | |
hinter den illegalen Zechenbetreibern und bügelt jede Klage über | |
unmenschliche Arbeitsbedingungen ab – wenn es sein muss, mit Gewalt. | |
Welchen Gefahren setzen Sie sich durch Ihren Aktivismus aus? | |
Ich wurde 2007 zum ersten Mal physisch angegriffen und lebe seitdem in | |
ständiger Angst. Ich werde auch massiv in den Medien angegriffen und | |
denunziert. Die Schutzmaßnahmen des Staates für meine Person sind absolut | |
unzureichend. Diejenigen, die meine Arbeit unterbinden wollen, werden nicht | |
belangt. | |
11 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Hannah Maatallaoui | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |