# taz.de -- Schadensersatzklage im Fall Yücel: Deniz Yücels Klage abgelehnt | |
> Der Journalist Deniz Yücel fordert von der Türkei Entschädigung dafür, | |
> dass er ein Jahr ohne Anklageschrift in U-Haft saß. Ein Gericht lehnte | |
> seine Klage nun ab. | |
Bild: Erol Önderoğlu von Reporter ohne Grenzen und Deniz Yücels Anwalt Veyse… | |
Nach einem Jahr in Untersuchungshaft war der Welt-Reporter Deniz Yücel im | |
Februar freigekommen, jetzt wurde seine Klage gegen die Türkei auf | |
Entschädigung in Höhe von 2,9 Millionen Lira (400.000 Euro) wegen | |
unrechtmäßiger Inhaftierung abgelehnt. | |
Am Dienstag lehnte die 17. Strafkammer Istanbul in der ersten Sitzung | |
Yücels Forderung auf Entschädigung ohne weitere Begründung ab. Der | |
Vorsitzende Richter Canel Rüzgar und die Beisitzer*innen Deniz Beştemir und | |
Sevim Karacı sagten bei der Urteilsverkündung, dass es keine | |
Voraussetzungen für ein solches Verfahren gebe. Die Einzelheiten führe man | |
in der schriftlichen Urteilsbegründung aus. | |
Die Vorwürfe gegen Deniz Yücel lauteten Propaganda für eine terroristische | |
Vereinigung und Volksverhetzung, deshalb saß er ein Jahr im | |
Hochsicherheitsgefängnis im westtürkischen Silivri in U-Haft. Im Februar | |
kam er auf freien Fuß und reiste am 16. Februar aus der Türkei aus. Yücels | |
Anwalt Veysel Ok reichte am 31. März wegen unrechtmäßiger Inhaftierung des | |
Journalisten Klage bei der zuständigen Strafkammer Istanbul ein und | |
forderte von den türkischen Behörden Schadensersatz für seinen Mandanten. | |
Nach der Verhandlung erklärte Anwalt Veysel Ok taz.gazete gegenüber: „Bei | |
diesem Prozess geht es um die Abrechnung eines Journalisten wegen | |
Freiheitsberaubung. Die Abrechnung ist nicht in finanzieller Hinsicht von | |
Bedeutung, sondern weil sie die Rechtlosigkeit konstatiert. Zweck der Klage | |
war es, sicherzustellen, dass die Justiz für willkürliche Verhaftungen zur | |
Verantwortung gezogen werden kann.“ | |
„Der Prozess ist nicht zu Ende“ | |
Ok kritisiert, dass die Richter*innen das Verfahren niederschlugen. „Hätte | |
sich das Gericht an internationale Abkommen und Gesetze gehalten, hätte es | |
das Verfahren nicht abgelehnt“, sagt er. Doch der Prozess sei damit nicht | |
beendet. „Wir werden Gebrauch von unserem Widerspruchsrecht machen und die | |
Sache bis vor den Europäischen Menschenrechtsgerichtshof tragen. Wir werden | |
alles tun, um daraus einen Präzedenzfall für andere inhaftierte | |
Journalist*innen und unrechtmäßig Inhaftierte zu machen.“ | |
Für Yücel hätten sie von den türkischen Behörden 2,9 Millionen Lira | |
Entschädigung gefordert, sagt Ok. Darin enthalten seien eine Million Lira | |
Schmerzensgeld wegen Freiheitsberaubung und der Schädigung, die Yücel | |
erlitt, weil er zur Zielscheibe gemacht wurde. Dazu kämen 250.000 Lira | |
Entschädigung für Verdienstausfall, weil er in der Haft seinen Beruf nicht | |
ausüben konnte, und die Prozesskosten. | |
Deniz Yücel ist heute 44 Jahre alt, er hat die deutsche und die türkische | |
Staatsbürgerschaft, saß ohne Anklageschrift ein Jahr lang in der Türkei in | |
U-Haft und wurde im Februar auf freien Fuß gesetzt, während sein Verfahren | |
fortdauert. Nach seiner Freilassung reiste er aus. Im Juni fand die erste | |
Verhandlung im Strafverfahren gegen ihn statt, Yücels Antrag auf Freispruch | |
wurde abgelehnt. | |
Die nächste Verhandlung ist für den 20. Dezember vor der 32. Strafkammer | |
Istanbul angesetzt. Die Staatsanwaltschaft fordert 18 Jahre Haft für Yücel. | |
Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe | |
25 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Barış Altıntaş | |
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