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# taz.de -- heute in hamburg: „Alles hat ‚rein und fein‘ zu sein“
Bild: Foto: privat
Interview Hannah Maatallaoui
taz: Herr Hühn, warum werden jährlich Millionen Tonnen Lebensmittel
weggeschmissen?
Horst Hühn: Nach den Statistiken vom Bund werden mehr als 50 Prozent der
Lebensmittel im Haushalt weggeworfen. Das liegt an der Unkenntnis der
Menschen.
Weil man denkt, dass die Lebensmittel verdorben sind?
Ja, zum Beispiel. Bei meinen Vorträgen bekomme ich immer wieder mit, dass
das Mindesthaltbarkeitsdatum falsch verstanden wird. Viele werfen die
Lebensmittel weg, wenn es überschritten ist. Das ist falsch. Es heißt ja
Mindesthaltbarkeitsdatum und es steht nirgendwo in der Verordnung, dass das
Essen danach giftig ist. Man muss zwischen dem Mindesthaltbarkeitsdatum und
dem Terminus „zu verbrauchen bis“ unterscheiden.
Was ist der Unterschied?
Bei „zu verbrauchen bis“ gibt es eine klare Anleitung. Das gilt für rohes
Fleisch und rohen Fisch. Da steht ganz genau: nach dem Überschreiten dieses
Datums ist das Essen wegzuwerfen. Zudem muss man beachten, dass die
Lagerbedingungen eingehalten werden: im Kühlschrank im untersten Fach bei 4
Grad. Dann sind die Lebensmittel auch bis dahin gut.
Welche Lebensmittel werden am häufigsten weggeworfen?
Obst und Gemüse. Das hat kein Mindesthaltbarkeitsdatum, aber wenn es ein
wenig schrumpelig sind, wird es weggeworfen.
Warum sind die Verbraucher so pingelig?
Wenn die Ursache komplett erforscht wäre, könnte man gezielt etwas dagegen
tun. Meiner Meinung nach hat das mit dem Anspruch zu tun, dass alles „rein
und fein“ zu sein hat und Abweichungen von der Norm nicht gerne gesehen
sind.
Wie kann man dem entgegenwirken?
Entgegenwirken kann man nur durch Aufklärung und das schon bei jungen
Menschen. Meine Erfahrungen sind da sehr positiv.
Was raten Sie noch?
Das erste ist ganz simpel: Geh nie hungrig einkaufen! Das andere ist, dass
man sich vor dem Einkaufen aufschreiben sollte, was man braucht und dann
gezielt einkaufen zu gehen.
Sind die Privathaushalte die größten Verschwender?
Die Verschwendung dort ist zwar ein wesentlicher Aspekt, aber an anderen
Stellen besteht durchaus auch Verbesserungsbedarf. Dazu gehören bessere
Lagermethoden und bessere Planung bei Kantinen. Einfach das Gefühl, dass
Lebensmittel etwas Besonderes sind.
10 Oct 2018
## AUTOREN
Hannah Maatallaoui
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