# taz.de -- Zweikampf in Brasilien | |
t#EleNão – Er nicht! Mit diesem Slogan machen Frauen in sozialen Netzwerken | |
gegen Jair Bolsonaro mobil. Internationale Prominenz unterstützt die | |
Kampagne der Brasilianerinnen, zuletzt auch Popstar Madonna. „Er wird uns | |
nicht zum Schweigen bringen“, schrieb sie auf Instagram. Hunderttausende | |
demonstrierten am letzten Samstag in ganz Brasilien gegen den Exmilitär, | |
der seit Wochen in den Umfragen für die Präsidentschaftswahl am kommenden | |
Sonntag vorne liegt. | |
Bolsonaro, der die Zeit der Militärdiktatur (1964–1985) als Vorbild für | |
seine Regierungspläne bezeichnet und Polizisten Belohnungen für möglichst | |
viele tödliche Schüsse bei ihren Einsätzen zahlen möchte, macht keinen Hehl | |
aus seinem Demokratieverständnis. Er werde kein anderes Wahlergebnis als | |
seinen eigenen Sieg akzeptieren, sagte er in einem Interview. Sollte die | |
Arbeiterpartei PT gewinnen, wäre dies ein Beweis für Wahlbetrug. | |
Bolsonaro kandidiert für die Kleinstpartei Partido Social Liberal (PSL) und | |
ohne einen Koalitionspartner. Sein Programm ist er selbst. Die wichtigste | |
ideologische Stütze ist das Militär, vor allem ranghohe Extremisten unter | |
den Generälen und der Reserve stehen hinter ihm. Mehrfach deuteten einige | |
von ihnen in Interviews an, dass eine Rückkehr der Arbeiterpartei PT an die | |
Macht nicht hingenommen werden könne. | |
Fernando Haddad von der PT liegt in Umfragen an zweiter Stelle, 6 | |
Prozentpunkte hinter Bolsonaro. Der in Haft sitzende und immer noch | |
populäre ehemalige Präsident Lula da Silva ernannte ihn persönlich zum | |
Kandidaten, als abzusehen war, dass er selbst nicht kandidieren darf. | |
Haddad kündigte an, die Politik seines Mentors Lula fortzusetzen: mit | |
Sozialprogrammen, der Ankurbelung der Wirtschaft durch öffentliche | |
Investitionen und einer aktiven Außenpolitik in Richtung regionale | |
Integration. | |
Jair Bolsonaro und Fernando Haddad haben sich mit 28 respektive 22 Prozent | |
vom Feld der anderen 11 Kandidaten abgesetzt und steuern schon vor der | |
eigentlichen Stichwahl Ende Oktober auf einen Zweikampf zu. | |
Nach Angaben von Umfrageinstituten ist Haddad vor allem in ärmeren | |
Schichten beliebt, während Bolsonaro in der Mittel- und Oberschicht und | |
unter Menschen mit guter Ausbildung Unterstützung erfährt. Die Fußballfans, | |
andernorts oft rechtslastig, haben sich in Brasilien überraschend deutlich | |
positioniert: Fast alle organisierten Fans der großen Clubs von São Paulo | |
und Rio de Janeiro beteiligen sich an einer Kampagne gegen Bolsonaro und | |
kritisieren die Spieler, die ihm beim Torjubel huldigen. Andreas Behn | |
2 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Andreas Behn | |
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