# taz.de -- petition der woche: Bluten für den guten Zweck – darf man aber e… | |
Nur ein kleiner Piekser, tut auch gar nicht weh: 15.000 Blutspenden werden | |
durchschnittlich an einem Tag in Deutschland benötigt. Für die Behandlung | |
von Krebspatienten werden die Konserven gebraucht, für die | |
Transplantationsmedizin, im Kreißsaal und in vielen anderen Fällen. 80 | |
Prozent der Deutschen brauchen laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) einmal | |
im Leben eine Blutkonserve. Man setzt seit vielen Jahren auf freiwillige | |
Spenden, doch die Zahlen sind in den letzten Jahren zurückgegangen. | |
2017 gab es laut dem Paul-Ehrlich-Institut 3,97 Millionen Blutspenden. In | |
den Jahren zuvor waren es noch über 4 Millionen. Insgesamt spendet nur 3 | |
Prozent der deutschen Bevölkerung Blut, meint das DRK, es müssten aber 6 | |
Prozent sein. | |
Tizian Schatz bringt nun einen neuen Bevölkerungsanteil ins Gespräch. Denn | |
er und alle anderen in seinem Alter dürfen nicht spenden. Schatz ist 16 | |
Jahre alt. Blut abgeben darf man aber erst ab 18. Warum das so ist, | |
scheinen die Verantwortlichen selbst nicht so genau zu wissen. Es gibt zwar | |
ein in Folge des Bluterskandals entstandenes Transfusionsgesetz, das sieht | |
aber keine Altersgrenze vor. Die genauen Richtlinien zur sogenannten | |
Hämotherapie, wie die Erstellung von medizinischen Blutprodukten | |
fachsprachlich heißt, werden seit 1998 von der Bundesärztekammer und dem | |
Paul-Ehrlich-Institut festgelegt, also auch die Frage, wer spenden darf und | |
wer nicht. Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen zum Beispiel nicht. | |
Auf Nachfrage verweist die Ärztekammer auf das DRK. Das wiederum verweist | |
auf den Blutspendedienst, der mit dem Prinzip der Eigenverantwortung | |
argumentiert. Die habe man jedoch erst, wenn man volljährig ist. Susanne | |
Stöcker, Pressesprecherin vom Paul-Ehrlich-Institut, sagt, dass der Mensch | |
rein aus Erfahrung erst mit 18 Jahren vollkommen entwickelt sei. „Bei den | |
im Rahmen einer Diskussion von Fachleuten beschlossenen Richtlinien geht es | |
nicht nur um die Gesundheit des Empfängers, sondern auch um die des | |
Spenders.“ | |
Tizian Schatz versteht das nicht. „Es gibt keine Fakten zu dem Thema. Man | |
weiß nicht, ob es schädlich ist.“ Ganz im Gegenteil. Alle, die spenden | |
möchten, werden vorher auf Eignung untersucht. Viele der Minderjährigen | |
verfügen auch über das Mindestgewicht von 50 Kilo. Außerdem wird das | |
gespendete Blut geprüft. | |
Genau darin vermutet Schatz einen Vorteil: „Man wird ja immer erst vom Arzt | |
durchgecheckt. Dadurch können mögliche Krankheitserreger frühzeitig | |
entdeckt werden.“ Doch der junge Mann möchte vor allem Menschenleben | |
retten: „Schon als ich klein war, war ich fasziniert davon, anderen zu | |
helfen kann, ohne selbst negative Erfahrungen zu machen.“ Deshalb hat | |
Schatz eine Petition gestartet. Die richtet sich an Gesundheitsminister | |
Jens Spahn und fordert eine Studie über die Vor- und Nachteile von | |
Blutspenden im jungen Alter. | |
Seine Auffassung verdeutlicht Schatz mit einem Zitat der Chefärztin des | |
Österreichischen Roten Kreuzes, Katharina Pils: „Das Alter wird heute nicht | |
mehr nach dem Geburtsdatum, sondern nach dem körperlichen, psychischen und | |
sozialen Status beurteilt.“ Pils sprach hier zwar von Menschen im hohen | |
Alter. Aber das kümmert Schatz wenig. „Das trifft meiner Meinung nach auch | |
auf Jugendliche zu.“Leonie Ruhland | |
15 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Leonie Ruhland | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |