# taz.de -- berliner szenen: Schwarz, bitte, ohne Zucker | |
Es klingelt Sturm. Verärgert blaffe ich: „Hey, hey, hey!“ in die | |
Gegensprechanlage. Eine Frauenstimme antwortet: „Guten Morgen, hier ist | |
die Polizei. Ihr Wagen steht im Halteverbot. Wenn Sie ihn nicht sofort | |
wegfahren, wird er abgeschleppt.“ | |
In Windeseile springe ich in die Klamotten. Herrjeh, wo steht nochmal das | |
Auto? Von Weitem sehe ich den Möbelwagen, dann auch den Streifenwagen. Die | |
Polizistin steht da mit den Händen in die Hüften gestemmt. Die beiden | |
Möbelpacker schauen eher genervt. Einer raucht, als sei es schon seine | |
Dritte. | |
Ich bin dankbar, Abschleppen hätte ein schmerzhaftes Loch in meine Kasse | |
gerissen, sage ich. Die Situation entspannt sich sofort. Ein Lächeln | |
breitet sich auf dem Gesicht der Ordnungshüterin aus: „Na ja, da musste ich | |
schon ein bisschen doller klingeln!“ Die Männer schmunzeln. Ob der Einsatz | |
schon kostenpflichtig sei? Die Beamtin antwortet: „Nein. Aber vielleicht ja | |
einen Kaffee für die Herren.“ Deren Gestik – eine Mischung aus | |
Schulterzucken und Lippenschürzen – verrät: Gute Idee! | |
Während ich umparke, fällt mir ein, dass ich kein Geld bei mir habe. Also | |
biete ich an, Kaffee zu kochen. Der eine möchte „schwarz, bitte, ohne | |
Zucka“. Nein, keinen Espresso, „janz normaln Filtakaffee“. Der andere | |
möchte „nichts“. Juut, einen Tee würde er nehmen: „Ham Se Früchtetee?�… | |
ausgerechnet nicht. Ich zähle auf: „Schwarz, grün, Kräuter.“ – „Dann… | |
ick Pfefferminze. Mit Zucka!“ | |
Zu Hause räume ich den halben Schrank aus, bis ich den Porzellanfilter | |
finde. Dazu genau eine Filtertüte. Pfefferminztee habe ich nicht. Aber | |
Pfefferminz müsste auf dem Balkon wachsen. Stolz wie Bolle trage ich eine | |
Tasse echten Filterkaffee und ein schönes Henkelglas mit Pfefferminztee die | |
Treppe hinunter. Heute kann nichts mehr schiefgehen. Brigitte Denck | |
5 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Brigitte Denck | |
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