# taz.de -- geht’s noch?: Reiche Datenernte | |
> Schon klar, dass Netflix, Amazon und Facebook viel über uns wissen. Aber: | |
> Ist Ihnen auch bewusst, was Sie preisgeben, wenn Sie eine News-Seite | |
> besuchen? | |
Netflix’ Aufzeichnungen, nach welcher Szene genau man eine Serie dann nie | |
mehr weitergeschaut hat; Facebooks Protokolle einer verhungerten | |
Freundschaft; Zalandos exakte Erinnerung daran, wann man nach Umstandsmode | |
gesucht hat: All das ist Teil der großen Datenernte, die Journalisten von | |
Spiegel Onlinediese Woche eingefahren haben. | |
Ebenso wie andere Kollegen machen sie sich zunutze, dass Internetfirmen | |
ihren Nutzern laut der neuen Datenschutzgrundverordnung verraten müssen, | |
was sie über sie gespeichert haben. Die Spon-[1][Berichte] darüber sind | |
gut, vieles ist richtig. Nur: Schon während man sie liest, sitzt man auf | |
der Spitze des Eisbergs eines genauso gravierenden Problems: des kaputten | |
Onlinewerbesystems nämlich. | |
Es ist ein Problem und ein Widerspruch, mit und in dem selbstverständlich | |
nicht nur Spiegel Online, sondern praktisch alle News-Websites– oder | |
überhaupt Seiten, die Werbung im Internet ausspielen – leben. | |
Vereinfacht gesagt ist es so: Um einen Text auf der Newsseite darzustellen, | |
wird nicht nur versucht, Dutzende Cookies zu setzen, es werden auch von | |
anderen Stellen weitere Daten nachgeladen, um die Seite darzustellen. | |
Manchmal sind über hundert sogenannte third party requests. Nicht alle, | |
aber viele von ihnen dienen dazu, Werbung anzuzeigen: Bilder, Videos, | |
Animationen oder was die Werbenetzwerke sonst noch so in petto haben. Im | |
Gegenzug sendet der Browser Daten zurück. Es ist einer von vielen Wegen, | |
wie die Werbewirtschaft erfährt, dass ihre Anzeigen tatsächlich über | |
Bildschirme flimmern und wer sie sieht. | |
Es ist ein extrem verschachtelter und schwer zu kontrollierender Prozess – | |
weil Anzeigenplätze teils in Echtzeit versteigert werden und die Zahl der | |
beteiligten Akteure riesig ist. Hacker haben bereits demonstriert, dass es | |
in diesem Wirrwarr möglich ist, auch auf populäre Newsseiten Anzeigen | |
einzuschleusen, die auf den Rechnern von Nutzern Schadcode ausliefern. | |
Hinzu kommen Datenschutzbedenken – versucht doch die Onlinewerbebranche so | |
viele Informationen wie möglich über ihre Kunden abzumelken. | |
Adblocker schienen lange der beste Schutz davor. Und es gibt gute | |
Argumente, sie zu nutzen. Auch wenn dies der Notwendigkeit journalistischer | |
Verlage und vieler anderer, im Netz Geld zu verdienen, entgegensteht. | |
Da ist er, der Eisberg. Wir sollten nicht so tun, als würden sich unsere | |
Datenschutzprobleme auf die großen Internetkonzerne beschränken. Meike | |
Laaff | |
25 Aug 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/datenschutz-grundverordnung-dsgv… | |
## AUTOREN | |
Meike Laaff | |
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