# taz.de -- heute in hamburg: „Zeit, Materie, Liebe – alles ist flüchtig“ | |
Interview Maren Knödl | |
taz: Sie vernebeln bei einem Konzert eine Kirche. Sieht man da überhaupt | |
noch, wo man hintritt, Herr Luz? | |
Thom Luz: Als Zuschauer steht man nicht im Nebel, sondern schaut von der | |
Empore aus in den Nebel. Der ist unten im Kirchenraum. So, wie wenn man von | |
einem Berg ins neblige Tal schaut. Der Raum ist verwandelt. Und dazu gibt | |
es Orgel und Geige, die ebenfalls ungewöhnlich mit dem Klangraum Kirche | |
umgehen. | |
Wie kamen Sie auf die Idee, ein Musikkonzert mit einer Nebelinstallation zu | |
verbinden? | |
Der Titel des Stücks von Tobias Preisig und Stefan Rusconi ist | |
„Levitation“, also Schwerelosigkeit. Auch der Nebel hat diese Eigenschaft. | |
Aber wie das zusammen wirkt, wissen wir auch noch nicht. Wir machen das so | |
in Hamburg zum ersten Mal. Aber so haben die Besucher die Freiheit, selbst | |
zu entdecken oder nicht zu entdecken, was sie möchten. Auch dadurch, dass | |
sie kommen und gehen können, wie sie möchten. Wir wollten das klassische | |
Konzertformat mal aufbrechen. | |
Der Nebel ist auch ein wiederkehrendes Element in ihren Stücken. Genauso | |
wie die Musik. Welche Bedeutung haben diese Elemente für Sie? | |
Der Nebel steht für alles Flüchtige. Damit haben wir ja ständig im Leben zu | |
tun. Zeit, Materie, Liebe – alles ist flüchtig. Und Musik ist wie Nebel – | |
physikalisch fast nicht existent. Trotzdem hat sie eine unglaubliche | |
Wirkung beim Zuhörer. Das hat mich schon immer fasziniert. | |
Also verfolgen Sie einen sehr philosophischen Ansatz. | |
Schon, aber die Arbeiten entstehen mehr aus dem praktischen Ausprobieren. | |
Ich sammle seit Jahren Nebelmaschinen, und als der Vorschlag von moebius | |
Produktion kam, eine Kirche mit Nebel zu füllen, habe ich mich über die | |
Herausforderung gefreut. Wie eine so flüchtige Intervention die | |
Raumperspektive nachhaltig verändert, hat uns dann sehr gefallen. | |
Und wenn der Nebel sich verflüchtigt hat, was hat dann noch Bestand? | |
Es ist nicht meine Absicht, philosophische Fragen schnell zu beantworten. | |
Es soll eher darum gehen, neue Einblicke durch Perspektivwechsel zu | |
ermöglichen: musikalisch, architektonisch und meinetwegen auch | |
philosophisch. | |
Was wollen Sie den Besuchern des Konzerts noch mitgeben? | |
Es ist eine höfliche Einladung zum bewegten Stillstand. Und dabei wünsche | |
ich Ihnen viel Vergnügen. | |
15 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Maren Knödl | |
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