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# taz.de -- Wolfgang Gast Leuchten der Menschheit: Spartakus oderder famoseste …
Für Karl Marx war Spartakus ein „wahrer Vertreter des römischen
Proletariats“ und „der famoseste Kerl, den die ganze Antike aufzuweisen
hat“. Dieser Ruf in der Arbeiterbewegung war auch der Hintergrund dafür,
dass Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Franz Mehring und andere ihre
illegale im Untergrund erschienene revolutionäre Antikriegszeitung
Spartakusbriefe und die von ihnen mit gegründete Organisation
„Spartakusbund“ nannten.
Von Spartakus selbst ist wenig bekannt. Er wurde wahrscheinlich um 109 vor
Christus in Thrakien im heutigen Osteuropa geboren. Erst mit dem Zeitpunkt
seines Eintritts in die römische Armee gibt es Überlieferungen über sein
Leben. Er soll zunächst in einer Hilfstruppe der römischen Legion gedient
haben. Bei einem Desertationsversuch wurde er gefasst und versklavt.
Spartakus wurde zum Gladiator ausgebildet. Diejenigen Gladiatoren, die die
blutigen Spiele überlebten, wurden von den römischen Wachen drangsaliert
und misshandelt. Spartakus plante daher, mit 70 weiteren Gladiatoren der
Arena zu entfliehen. Die Flucht gelang und die Nachricht drang zu weiteren
Sklaven durch, die sich ihrerseits Spartakus anschlossen. Die Armee wuchs
kontinuierlich an, sodass Spartakus bald mehr als 40.000 entflohene Sklaven
unter sich vereinte. Zusammen zogen sie plündernd und verwüstend Richtung
Alpen. Dort angekommen, besiegten sie das südliche Alpenheer Roms. Damit
war der Weg über die Alpen frei. Spartakus und seine Armee entschieden sich
jedoch, umzukehren und sich an ihren ehemaligen römischen Herren zu rächen.
Um sie aufzuhalten, stellte das Römische Reich unter erheblichen Aufwänden
ein großes Heer. Spartakus’ Armee stand nun drei perfekt ausgebildeten
Armeen gegenüber. Die meisten der Sklaven fielen in einer Schlacht 71 vor
Christus. Die wenigen, die überlebten, wurden als Warnung am Wegesrand
gekreuzigt. Spartakus starb in der Schlacht am Silarus mit 38 Jahren.
Einiges erklärt den Mythos Spartakus: Der griechisch-römische
Geschichtsschreiber Appian überlieferte etwa, dass unter Spartakus die
Beute der Feldzüge an alle Angehörigen seines Heeres gleichmäßig verteilt
wurde – für die damalige Zeit war das keineswegs selbstverständlich. Auch
verbot er seinen Mitkämpfern den Besitz von Gold und Silber. Daraus hat
später der marxistische Historiker A. W. Mischulin abgeleitet, Spartakus
habe so etwas wie einen „Kommunismus der Konsumtion“ angestrebt.
Wikipedia berichtet: Die Gestalt des Spartakus war im 18. und 19.
Jahrhundert unter anderem Gegenstand von Dramenentwürfen von Lessing und
Grillparzer. Arthur Koestlers 1939 veröffentlichter Roman „Die Gladiatoren“
war eine Parabel der revolutionären Gesellschaft, die sich gegen
Unterdrücker wehrt und sich dabei fälschlicher- oder verständlicherweise
gezwungen sieht, sich selber als Tyrannei zu organisieren. Koestler
verarbeitete dabei seine eigenen Erfahrungen mit der stalinistischen
Sowjetunion sowie seine Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg. Aram
Chatschaturjan schrieb 1954 das Ballett „Spartakus (Szenen aus dem
römischen Leben)“.
Auch Stanley Kubrik hat dem aufsässigen Sklaven unter seinem Namen ein
filmisches Denkmal gesetzt. Wesentlich früher, schon 1933, hat allerdings
der schottische Schriftsteller und bekennende Marxist Lewis Grassic Gibbon
einen ebenso fulminanten wie fantasievollen Roman über den großen
Sklavenaufstand und die Person Spartakus vorgelegt. Allerdings dauerte es
dann noch 84 Jahre, bis das Werk über den famosesten Kerl der Antike ins
Deutsche übersetzt wurde (Spartakus, Laika Verlag, 2017).
Der Autor ist Redakteur der taz
28 Jul 2018
## AUTOREN
Wolfgang Gast
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