# taz.de -- heute in hamburg: „Ohne ärztliche Verordnung geht gar nichts“ | |
Interview Muriel Kalisch | |
taz: Herr Korell, welche Möglichkeiten gibt es, um sich vor einer | |
HIV-Infektion zu schützen? | |
Jörg Korell: Es gibt drei Möglichkeiten: Die Verhütung mit Kondomen, die | |
erfolgreiche Behandlung HIV-positiver Personen, die eine Weitergabe des | |
Virus verhindert und die Prä-Expositions-Prophylaxe: die PREP. Dabei wird | |
durch regelmäßige Einnahme eines bestimmten HIV-Medikaments ein Schutz | |
aufgebaut, der verhindert, dass HI-Viren im Immunsystem andocken. Die drei | |
Methoden sind in etwa gleich sicher. | |
Was ist der Unterschied zwischen PEP und PREP? | |
Die PEP ist ein Notfall-Medikament, das sehr zeitnah nach einem | |
befürchteten Ansteckungsrisiko (Kondom gerissen, Nadelstich) eingenommen | |
werden muss, um eine Ansteckung nachträglich zu verhindern. | |
PREP-Medikamente dagegen bauen schon vor etwaigen sexuellen Kontakten einen | |
Schutz auf, und dieser wird durch kontinuierliche Einnahme gehalten. Man | |
könnte es mit der Anti-Baby-Pille und der Pille danach vergleichen. | |
Wer sollte denn diese Medikamente einnehmen? | |
Das muss jeder für sich selbst entscheiden und sich zu diesem Thema am | |
besten beraten lassen. Wir empfehlen die PREP Personen mit häufig | |
wechselnden Geschlechtspartnern, Sexarbeitern, vor allem denen, bei denen | |
Kondombenutzung häufig misslingt. Auch wird diskutiert, ob die PREP eine | |
Option ist für Menschen, die sich Drogen mit Nadeln injizieren. | |
Wie bekomme ich es? | |
Ohne ärztliche Verordnung geht gar nichts. Besonders wichtig: Mit der | |
Einnahme geht eine engmaschige medizinische Kontrolle einher. Tests auf HIV | |
und andere „Sexual Transmitted Infections“ (STI), aber auch die Kontrolle | |
der Nierenfunktion – bei sehr wenigen Patienten geht eine Veränderung mit | |
den Medikamenten einher. | |
Jens Spahn hat kürzlich vorgeschlagen, dass das Medikament von | |
Krankenkassen übernommen werden soll. | |
Ich war überrascht, finde es aber großartig. In Frankreich werden | |
PREP-Medikamente vom Staat bezahlt, da sind die HIV-Infektionen deutlich | |
gesunken. | |
Hat das Medikament auch Nachteile? | |
Die Pille schützt nicht vor anderen STIs. Es ist besonders wichtig darüber | |
aufzuklären, um zu verhindern, dass die Menschen nur noch damit verhüten – | |
und die Ansteckungsraten anderer STIs wieder steigen. | |
Wie hoch ist die Gefahr, sich in Deutschland derzeit mit HIV anzustecken? | |
Wir haben seit Jahren eine relativ konstante Ansteckungsrate in | |
Deutschland. Im vergangenen Jahr haben sich etwa 3100 Personen neu | |
infiziert. Von einem bestimmten Infektionslevel schaffen wir es aber | |
einfach nicht herunter. | |
2 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Muriel Kalisch | |
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