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# taz.de -- Der Tag, als ich Jogi war
> Einmal ganz nah an einem Nationalteam dran sein. Dank zahlreicher
> Werbedeals wissen wir, wie Jogi und Co. ihren Alltag bestreiten. Ich
> möchte es fühlen – und teste es aus
Von Tasnim Rödder und Annika Schmidt
Seien wir mal ehrlich: Hat sich nicht jede*r mal gefragt, wie sich Jogi
unter der Dusche fühlt? Wenn er sich in Rekordgeschwindigkeit mit Nivea Men
In-Dusch Body Milk eincremt, abduscht und der Schaum den Raum mit
herb-männlich süßem Duft füllt. 30 Sekunden, mehr braucht er nicht, um
erfolgreich in den Tag zu starten. Das will ich auch.
Ich schmeiße die Stoppuhr an, springe in die Dusche und verteile die Nivea
In-Dusch Body Milk auf mir. Ich möchte eine neue Bestzeit erreichen. Dank
Jogi Löws Dusch-Anleitung im Nivea Werbespot kann kaum mehr etwas
schiefgehen – so denke ich zumindest.
Ich drehe den Hahn auf, ein harter Wasserstrahl schießt heraus und trifft
mich eiskalt. Ich fühle mich zwar wie neugeboren – aber leider nicht im
Körper einer Nationalelftrainerin. Okay, also der zweite Versuch: diesmal
mit dem Gillette Fusion 5 Rasierer. Wie aber Gesichtshaare entfernen, wenn
diese gar nicht vorhanden sind? In diesem Moment, das gebe ich zu, fühle
ich mich Joshua Kimmich so nah wie nie zuvor. Auf Joshi-Art fahre ich mir
mit dem Rasierer unter den Achseln entlang und entledige mich gründlich
aller Stoppeln.
Ich rufe mir Kimmichs Teamkollegen Thomas Müller ins Gedächtnis, der sich
jeden Tag mit der Gillette Rasur verbessert, so verspricht es jedenfalls
der Werbespot. Die Rasur, die dich „Bereit für jeden Tag!“ macht. Und
vorausgesetzt, man kann den Tag nur mit gepflegten Achselhaaren bestreiten,
ist mir das gelungen.
Jetzt braucht es noch ein energiegeladenes Frühstück. Was wohl die
Nationalelf um halb zehn Uhr morgens snackt? Ich denke an Nutella und
Kaffee. Nein besser: Coke! Also knacke ich die Cola-Dose auf, es zischt und
sprudelt vor Energie und Kohlenhydraten.
Ich sehe Manuel Neuer vor meinem inneren Auge, wie er in der Spielerkabine
seine Mannschaft anfeuert und schreit: „Niemand denkt an den letzten
Champion, jeder denkt an den nächsten!“ Ich denke heimlich an mein nächstes
Nutella-Brot und weiß: Das wird „mein Moment“, mein Tag.
Mit der Dose Cola in der einen Hand öffne ich den Küchenschrank und greife
hastig nach dem Nutella-Glas. Ein Gefühl des Ruhmes durchströmt meine Hand,
meine Arme, meinen Bauch, meine Füße. Mit Leidenschaft schmiere ich eine
leichte Schicht Butter auf mein Brot, darüber streiche ich mindestens zwei
Zentimeter Nutella.
Ich beiße in das saftige Brot und fühle mich sofort drei Özils stärker. Und
um auf die Frage im Werbespot zu antworten: Ja, ich habe es drauf. Für den
runden Start in den Tag fehlt jetzt fast nur noch eines: das passende
Kapital! Also mache ich mich auf den Weg zur Commerzbank, wo ich auf einen
defekten Geldautomaten treffe. Jetzt weiß ich, was Jogi meint, wenn er
sagt: „Es gibt Momente, da ist digital egal, da zählt nur von Mensch zu
Mensch.“ Schade, denke ich mir. Das hat wohl nicht geklappt.
Doch auf einen kann ich mich verlassen: Ich drücke die Taste auf meinem
Schlüsselbund und öffne, ja klar, meinen schicken Mercedes. Ich setze mich
in das lederne Innere und drehe den Zündschlüssel um. Doch im Gegensatz zu
Jogi, Hummels und dem Rest der deutschen Nationalelf überwinde ich heute
keine Grenzen mehr. Denn just in dem Moment fliegt mir ein Fußball in die
Frontscheibe. Volltreffer! Da wird wohl mein Rad herhalten müssen, um den
Arbeitsweg zu bestreiten. Denn wie heißt es so schön: Best never rest.
25 Jun 2018
## AUTOREN
Tasnim Rödder
Annika Schmidt
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