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# taz.de -- Schaum und Schein
> Editorial
Zur WM 2018 lud die taz zehn Frauen ein, um über Fußball mit dem
Schwerpunkt Nähe zu berichten. Denn immer noch ist das Sport-Ressort eine
Männer-Domäne: Nur zehn Prozent der Texte auf den Leibesübungen-Seiten der
taz sind aus weiblicher Feder.
Deutschlandweit stieg der Anteil der Sport-Berichterstattung von Frauen nie
über zehn Prozent. Das liegt bestimmt nicht daran, dass Frauen sich lieber
mit Klößen und dunkler Soße beschäftigen – sondern an strukturellen
Gegebenheiten, die Frauen erst gar nicht dazu ermutigen, in den
Sportjournalismus zu gehen. So weit, so gut, der Bedarf an diverser
Berichterstattung ist also enorm. Wir sehen, erleben und stimmen diesem
Missstand zu. Deshalb bewarben wir uns bei diesem taz-Workshop. Weiterhin,
so heißt es in der Ausschreibung, solle mit den zusätzlichen, weiblichen
Fußball-Seiten Werbung für eine andere Perspektive auf den Sport gemacht
werden. Der Workshop solle den „Blick auf die Sportwelt ein wenig
weiblicher“ machen.
Wirklich jetzt? Wir leben im Jahre 2018. Sollten wir uns nicht lieber
fragen: Gibt es überhaupt eine weibliche Perspektive? Waren wir nicht schon
dabei, binäre Geschlechter-Konstruktionen zu dekonstruieren, anstatt
fröhlich in die Kiste voller Geschlechter-Klischees zu greifen und uns an
jenen zu bedienen? Viele von uns arbeiten (oft als einzige Frau) in
Sportredaktionen, Nachrichtenagenturen oder Zeitungshäusern neben Machos,
Besserwisser*innen und anderen Expert*innen. Andere haben eine Leidenschaft
für American Football, Glitzer-Nagellack, Krimis, David Bowie oder
Vereinsgeschichten. Jetzt fragen wir, liebe taz: Haben wir eine weibliche
Perspektive? Oder handelt es sich nicht eher um eine gesellschaftliche
Vorstellung, die wir hier auf diesen vier Seiten bedienen sollen? Wir
glauben an Zweiteres. Wir haben diese vier Seiten nicht mit Inhalt, Witz
und Tinte gefüllt, weil wir uns als cisgender Frauen begreifen. Sondern,
weil wir Expertise haben undeil wir es satt sind, dass Pionierinnen wie
Claudia Neumann - die erste Frau, die ein Spiel einer Männer-WM im
öffentlichen-rechtlichen TV kommentiert - mit Shitstorms beballert werden.
Wir möchten zeigen, dass wir guten (Sport-)Journalismus machen können. Viel
Spaß beim Lesen und auf eine diverse Schlaaaand-Stimmung, heute und für
alle Turniere. Tasnim Rödder
25 Jun 2018
## AUTOREN
Tasnim Rödder
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